Datum: 29.06.2015

„Als Fairtrade-School wollen wir auch eine Haltung vermitteln“

Fünf Fragen an… die Lehrerin Annemarie Schmitt

(c) unsplash - CC0

Der Faire Handel erobert die Schulen: Bundesweit dürfen sich inzwischen über 120 Schulen mit dem Titel Fairtrade-School schmücken, das Gymnasium am Rotenbühl in Saarbrücken ist eine davon. Fünf Fragen an die Lehrerin Annemarie Schmitt, die sich an dieser Schule für den Fairen Handel stark macht. 

1. Frau Schmitt, was gab in Ihrer Schule den Ausschlag, sich um den Titel Fairtrade-School zu bemühen? 

Ich hatte schon vorher lange privat Kontakt zum Weltladen in Saarbrücken. Da ist man auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich den Fairen Handel nicht auch in die Schule tragen möchte. Mochte ich, und unsere Schülerinnen und Schüler haben da von Beginn mit Begeisterung mitgezogen und waren sehr interessiert. Als dann die Kampagne zu den Fairtrade-Schools losging, haben wir uns beworben. Die fünf Kriterien, die man für den Titel erfüllen muss, waren keine Hürde mehr. Wir hatten sie quasi schon vorher umgesetzt. 

2. Wie greift Ihre Schule den Fairen Handel im Unterricht auf?

Saarbrücken trägt als erste deutsche Stadt den Titel Fairtrade-Stadt. Die Politik ist hier sehr aktiv in dieser Richtung, auch unser Bildungsminister. Dadurch gibt es bei uns im Saarland in vielen Fächern Anknüpfungspunkte. Je nach Alter der Schülerinnen und Schüler greifen wir unterschiedliche Themen auf, Kinderarbeit in Ethik oder den Welthandel in Politik. Da geht es dann zum Beispiel darum, die Reise einer Jeans nachzuvollziehen – von den Nähtischen in Fernost bis in unsere Modeläden. Da wird sehr klar, was fair ist oder eben nicht. 

3. Passiert auch etwas über den Unterricht hinaus?

Ganz viel. Wir bieten in unserer Schule schon lange faire Produkte an, unter anderem über einen Oster-Fair-Trade-Markt. Im Lehrerzimmer trinken wir seit Jahren fair gehandelten Kaffee. Und wir beschäftigen uns in eigenen Projekten mit dem Thema. Ende des Schuljahres zum Beispiel mit Müll und wie man ihn „fairwerten“ kann. Und zurzeit sammeln wir Kleidung für Flüchtlinge.

4. Was bringt Ihren Schülerinnen und Schüler diese Ausrichtung? 

Sie bekommen eine Haltung mit. Sie gucken über den Tellerrand, sehen, dass sie für bestimmte Missstände in anderen Teilen der Welt Mitverantwortung tragen und dass es Mittel und Wege gibt, dieser gerecht zu werden. Ich denke, durch unsere Ausrichtung motivieren wir sie da enorm. Außerdem öffnet sich unsere Schule durch unsere Projekte nach außen. Wir pflegen Kontakt zum Weltladen und anderen Organisationen und laden sie ein. Das macht Unterricht lebendig.  

5. Bringt die Fairtrade-School auch etwas für die Welt?

Ich hoffe, dass bei unseren Schülerinnen und Schülern etwas hängen bleibt. Dass sie wissen, dass billig immer seinen Preis hat und den jemand zahlen muss, oft am anderen Ende der Welt. Das Interesse an diesen Zusammenhängen ist groß. Wenn ich Ehemalige unserer Schule treffe, sagen die oft: Mensch, das ist ein tolles Angebot. Schade, dass es das noch nicht zu unserer Zeit gegeben hat.

Weitere Informationen