Datum: 16.07.2014

OECD: Jugendliche bei Finanzfragen oft überfordert

PISA-Finanztest veröffentlicht

(c) OECD

Die OECD hat erstmals das Finanzwissen von Fünfzehnjährigen unter die Lupe genommen und dabei teils große Wissenslücken ausgemacht: Einer von sieben Jugendlichen scheitert demnach schon bei simplen Kaufentscheidungen. Und nur einer von zehn Schülern ist in der Lage, komplexere Probleme zu lösen. 

Das geht aus den Anfang Juli veröffentlichten Ergebnissen des PISA-Finanztests hervor, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erstmals durchgeführt hat. Geprüft wurde unter anderem, ob die Schülerinnen und Schüler Rechnungen lesen, Bankauszüge verstehen oder die längerfristigen Kosten eines Kredits erfassen können. 

Am besten kamen Jugendliche in Shanghai mit diesen Aufgaben zurecht. Auf den nächsten Plätzen folgen Belgien, Estland, Australien und Neuseeland. Staaten, die auch in vorangegangenen PISA-Tests zur Lese- und Rechenfähigkeit gute Ergebnisse erzielten, erreichten auch beim Finanzwissen eine höhere Punktzahl. Jungen und Mädchen schnitten in den meisten teilnehmenden Ländern gleich ab. 

Insgesamt unterzogen sich 29.000 Jugendliche in 18 Ländern den Testfragen. Deutschland nahm nicht teil. Laut Deutschem Bankenverband begründeten die Bundesländer dies mit den Kosten und den Mehrbelastungen für die Schulen. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Verbands, hält das für einen Fehler. Auch in Deutschland gäbe es eine Reihe von Hinweisen auf „gravierende Defizite in der ökonomischen Bildung von Jugendlichen“. 

Darauf deuten auch verschiedene Studien und Umfragen aus der Vergangenheit hin. Eine vom Bundesverbraucherministerium beauftragte Forsa-Umfrage unter Schülerinnen und Schülern der zehnten Jahrgangsstufe zeigte 2010 zum Beispiel, dass nur etwa die Hälfte der Befragten den Einsatzweck eines Girokontos kannte. Nur ein Viertel konnte die Kriterien für einen günstigen Handytarif ermitteln. Eine vom Verbraucherzentrale Bundesverband beauftragte Studie aus dem selben Jahr kam zu ähnlichen  Ergebnissen. 

OECD-Generalsekretär Angel Gurría sagte bei der Vorstellung der neuen PISA-Studie, viele Menschen müssten heute schon in jungen Jahren komplexe Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf ihre finanzielle Zukunft hätten. Einige Regierungen hätten darauf mit entsprechenden Programmen reagiert. „Weitere müssen es auf ihrer politischen Agenda nach oben hieven, damit ihre Bürger auf eine komplizierter werdende Finanzwelt vorbereitet sind“, so Gurría.