Datum: 04.04.2016

„Nachhaltiger Konsum setzt auch in der Schule einen Kulturwandel voraus“

Fünf Fragen an… Thomas Hohn von Greenpeace, einem Mitglied im Bündnis ZukunftsBildung

(c) unsplash.com/photos/vB5qtt8X4NACC0 Public Domain

Um Deutschland auf Nachhaltigkeit zu trimmen, setzt die Bundesregierung auch auf mehr Verbraucherbildung und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE). Dazu bekennt sie sich in ihrem jüngst vorgelegten Nationalen Programm für nachhaltigen Konsum. Was davon zu halten ist, weiß Thomas Hohn von Greenpeace, einem Mitglied im Bündnis ZukunftsBildung. Fünf Fragen an ihn.

1. Herr Hohn, die Bundesregierung erachtet Bildung als Grundlage für Nachhaltigkeit. Hat sie Recht? 

Ja. Wenn wir Nachhaltigkeit wollen, brauchen wir einen Kulturwandel. Dann müssen wir anders leben, denken und Neues lernen. Bildung spielt deswegen eine Schlüsselrolle, wenn wir eine zukunftstaugliche Welt wollen. Und die Schule kann dabei wichtige Impulse geben. Wir wissen, dass Jugendliche sich umso stärker für Nachhaltigkeit engagieren, je mehr sie darüber im Unterricht lernen. Das belegt das jüngst von Greenpeace veröffentlichte Nachhaltigkeitsbarometer. 

2. Wo sehen Sie die Stärken des Programms, wo Schwächen? 

Es ist erstmal zu begrüßen, dass die Bundesregierung den nachhaltigen Konsum in den Blick nimmt, die Diskussion darüber anregt und gangbare Wege sucht. Gut ist auch, dass sie Bildung nicht als eine reine Wissensvermittlung versteht, sondern zur aktiven Mitgestaltung der Welt auffordert. Das ist ein Kernanliegen von BNE. Wie immer bei solchen Programmen müssen den Worten jetzt Taten folgen, verbindlich und überzeugend.  

3. Was braucht es für mehr BNE und Verbraucherbildung im Unterricht? 

Zunächst deren verbindliche Verankerung in den Bildungsplänen. Schulen müssen außerdem kreatives Querdenken ermöglichen, im fächerübergreifenden Unterricht beispielsweise, durch langfristige Projektarbeit oder Partnerschaften mit Organisationen von außerhalb, mit Umwelt- oder Sozialverbänden etwa. Und Nachhaltigkeit braucht Praxis. Sie kann nicht nur im Klassenraum stattfinden. Lassen wir die Jugend ihre Zukunft mitgestalten, auch in der Kommune und „vor Ort“, in den Stadträten oder bei der Entwicklung nachhaltiger Schulen.

4. Welche Rolle spielen die Lehrkräfte auf diesem Weg? 

Ohne die wird es nicht funktionieren. Viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer leisten da schon bemerkenswertes. Wir müssen auch den Rest ins Boot holen. Ihnen Freiräume geben, aber ebenso fundierte Aus- und Fortbildungen zur Nachhaltigkeit. Heute ist es leider noch zu oft dem Engagement der einzelnen Lehrkraft überlassen, ob sie Nachhaltigkeit vorantreibt. Das reicht nicht. 

5. Reicht denn Bildung alleine für mehr Nachhaltigkeit? 

Wenn wir Bildung als eine reine Wissensaufnahme verstehen, ein „möglichst schnell lernen und wieder vergessen“, dann wird es schwierig. Aber wenn wir Kindern und Jugendlichen Zusammenhänge klar machen – dass etwa das T-Shirt für zwei Euro nicht nachhaltig produziert worden sein kann – und dass sie selbst mehr für eine sozial und ökologisch gerechtere Welt tun können, dann haben wir viel geschafft. Dann lernen sie, dass sie die Gesellschaft verändern können.