Datum: 12.01.2016

„Verbraucherbildung gehört bundesweit in die Lehrpläne“

Fünf Fragen an… Anneliese Göller vom Deutschen LandFrauenverband (dlv)

(c) pexels.com CC0 Public Domain

Seit Jahren macht sich der Deutsche LandFrauenverband (dlv) für die Einführung eines bundesweiten Schulfachs Alltags- und Lebensökonomie stark. Die Unterstützung dafür, sagt Anneliese Göller, zweite Vizepräsidentin des Verbands, sei zuletzt spürbar gestiegen. Woran sie das festmacht und was sie sich von mehr Verbraucherbildung in der Schule erhofft, erklärt sie im Interview.

1. Frau Göller, weshalb ist den LandFrauen die Verbraucherbildung wichtig?

Weil wir immer wieder feststellen, dass viele Kinder und Jugendliche erhebliche Defizite beim Meistern ihres Alltags haben. Das belegen auch etliche Studien. Defizite etwa wenn es um die gesunde Ernährung geht oder darum, angemessen mit Geld umzugehen. Und das hat eben Folgen: ernährungsbedingte Krankheiten zum Beispiel oder ein höheres Verschuldungsrisiko. Die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen in einem Schulfach Alltags- und Lebensökonomie kann helfen, junge Menschen davor zu bewahren.

2. 
Was noch?

Sie kann ihnen wichtige Werte mit auf den Weg geben. Das fängt schon bei der Wertschätzung von Lebensmitteln an, schließt aber auch einen respektvollen Umgang untereinander mit ein. Uns geht es um Bildung, um Unterstützung des Menschen im Alltag. Deswegen fordern wir die Einführung eines Schulfachs Alltags- und Lebensökonomie.

3. Was sollen junge Leute in diesem Fach lernen?

Sich gesund zu ernähren zum Beispiel. Das Fach könnte auch einen Grundstock an finanzieller Allgemeinbildung legen, das Leben in der Gemeinschaft zum Thema machen, die Haushalts- und Familienpflege. Wir merken zunehmend, dass ein solches Fach eben nicht nur ein Anliegen unseres Verbands ist, sondern auch breiter Teile der Öffentlichkeit.

4. Woran machen Sie das fest?

Wir haben der Kultusministerkonferenz schon vor zwei Jahren die Unterschriften von rund 155.000 Menschen vorgelegt, die unsere Forderung unterstützen. Das ist schon eine Masse. Und auch in der Bundespolitik ist der Rückhalt für die schulische Verbraucherbildung deutlich gestiegen: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hat sich dieses Jahr für ein Schulfach „Alltagswissen“ ausgesprochen. Und Bundesernährungsminister Christian Schmidt macht sich jetzt ebenfalls für die Ernährungs- und Verbraucherbildung in der Schule stark.

5. Sie verspüren zunehmenden Rückenwind?

Auf jeden Fall. Das merken wir auch in Gesprächen mit Lehrer- oder Schülerverbänden. Und unsere Arbeit hat ja auch schon Erfolge gezeigt. In Bayern etwa sind Themen der Verbraucherbildung schon fest im Unterricht verankert, von der ersten bis zur zehnten Klasse. Das ist selbstverständlich nicht alleine unser Verdienst, auch andere Verbraucher- oder Frauenverbände haben dazu beigetragen. Es gibt eine starke Allianz und ich hoffe, dass wir es schaffen, ein Schulfach Alltags- und Lebensökonomie bundesweit in die Lehrpläne zu hieven.