Die Hamburger Schule Schulkamp trägt den Titel Verbraucherschule Gold. Verbraucherbildung ist hier fester Bestandteil des Unterrichts. Im Interview gibt Sabine Appelt, stellvertretende Schulleiterin und Lehrerin für Deutsch und Englisch, einen Einblick, wie sie sich mit ihrer 4. Klasse mit Medien und Werbung auseinandersetzt.
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Sie haben Verbraucherbildung fest im Schulcurriculum verankert. Warum?
Wir finden es besonders wichtig, dass unsere Schüler:innen hinterfragen, wo die Produkte eigentlich herkommen, wie sie produziert werden. Es geht uns darum, dass sie nicht einfach kaufen, sondern sie sollen als kritische Konsument:innen einen umfassenden Zugang dazu bekommen. Insbesondere weil diese Kinder als Erwachsene wahrscheinlich eines Tages auch die Möglichkeit haben werden, an Stellschrauben zu drehen oder sogar mitzubestimmen. Da erhoffen wir uns, dass sie später auch ein Bewusstsein für verantwortungsvollen Konsum haben.
Quelle: Sabine Appelt
Sabine Appelt
Stellvertretende Schulleitung Schule Schulkamp
Als wir Influencer und ihre Rolle thematisierten, hatte ich besonders das Gefühl, dass sich die Kinder über die Manipulation und versteckte Werbung teilweise erschrocken haben.
Werbung kritisch zu begegnen und vor allem sie als solche zu erkennen ist eine der wichtigsten Kompetenzen im Konsumalltag. Wie machen Sie Ihre Schüler:innen fit dafür?
Der beste Weg ist wohl, die Perspektive zu wechseln: Mit meiner 4. Klasse haben wir uns in die Rolle einer Werbeagentur versetzt, die beauftragt wurde, Werbung für ein Getränk zu gestalten. Alle durften einmal von meiner selbstgemachten Limonade probieren und ihrer Kreativität freien Lauf lassen: Die Kinder entwarfen Plakate, Rollenspiele und nahmen sogar eigene Video-Werbespots auf.
Das haben wir als Aufhänger genutzt, um darüber zu sprechen, mit welchen Mitteln die Werbung arbeitet. Wir haben auch typische Werbe-Slogans auseinandergenommen, wie z.B. „Geiz ist geil“. Darauf folgten unweigerlich Fragen wie „Ist das wirklich so?“ Daraufhin sind die Kinder mit viel offeneren Augen durch ihren Alltag gegangen.
Hatten Sie selbst ein „Aha“-Erlebnis im Rahmen des Schulprojektes?
Kinder beobachteten die Werbung in Geschäften und im TV, aber ganz besonders im Internet: Der große Einfluss der Influencer hat mich überrascht. Sogar in den Rollenspielen und eigenen Spots verhielten sich die Schüler:innen teilweise wie ihre Youtube-Stars. Als wir Influencer und ihre Rolle thematisierten, hatte ich besonders das Gefühl, dass sich die Kinder über die Manipulation und versteckte Werbung teilweise erschrocken haben. „Oh das sieht toll aus und das möchte ich mir jetzt kaufen“ – diese vormals gängige Reaktion meiner Schüler:innen veränderte sich im Laufe des Projektes zu einem deutlich kritischeren und besonneneren Umgang mit Werbung.
Schulen, an denen Schüler:innen zum Beispiel lernen, wie sie gesund und nachhaltig kochen, gut mit Geld umgehen oder Fake News erkennen, können sich noch bis zum 30. September als Verbraucherschule bewerben.