Mit der digitalen Bildung an deutschen Schulen ist es nach Einschätzung der Bildungsgewerkschaft GEW nicht weit her. Ein Sonderprogramm des Bundes soll das nach ihrem Willen ändern. Auch bei der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften sieht die Gewerkschaft Änderungsbedarf.
Diese Meinung vertrat Dorothea Schäfer, GEW-Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen, Anfang August auf einer Podiumsdiskussion im Zuge der „gamescom“, einer Messe rund um Video- und Computerspiele. Vom „digitalen Aufbruch“, so Schäfer, sei zumindest an Schulen in NRW nicht viel zu spüren.
Sowohl bei der technischen Ausstattung in Schulen als auch in der Lehrkräfteaus- und -weiterbildung gäbe es eine „große Kluft zwischen den erforderlichen Standards zur Stärkung der Medienkompetenz und den realen Gegebenheiten“, so die Gewerkschaftsführerin. Schulische Realität und digitale Welt hätten häufig nicht viel miteinander zu tun. Das sei „unhaltbar“ und müsse sich jetzt ändern.
Schäfer forderte ein Sonderprogramm des Bundes zur Ausstattung der Schulen mit Tablets und IT-Systemen. Denn die Möglichkeiten zur Digitalisierung des Unterrichts dürften „nicht von der Finanzkraft einzelner Kommunen, von privaten Fördervereinen oder gar dem Geldbeutel der Eltern abhängen“. Auch dies, so Schäfer, sei eine Frage der Bildungsgerechtigkeit.
Einen „Pakt für Digitale Bildung“, der ähnliche Ziele verfolgt, hatte die Berliner Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD im Frühjahr in einem in den Bundestag eingebrachten Antrag angeregt. Bei einer im Mai abgehaltenen Expertenanhörung dazu sprachen sich Sachverständige unter anderem für eine „Anpassung der Curricula für die Lehrerausbildung“ aus.
Der Bildungsforscher Richard Heinen von der Universität Duisburg-Essen sagte im Interview mit verbraucherbildung.de dazu, ob Kinder und Jugendliche in der Schule einen guten Umgang mit digitalen Medien lernen, hänge oft davon ab, inwiefern sie eine engagierte Lehrkraft erwischen. Fehle die, müssten Eltern diese Lücke füllen. Heinen: „Dadurch wird der soziale Hintergrund entscheidend für die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen. Sozial gerecht ist das nicht.“