Datum: 14.03.2016

„Datenschutz kommt im Schulunterricht viel zu kurz“

Fünf Fragen an… Frank Spaeing von der Initiative „Datenschutz geht zur Schule"

(c) Chanzj - pixabay - CC0 Public Domain

Wie fit sind Deutschlands Jugendliche in Sachen Datenschutz? Nicht sonderlich, sagt Frank Spaeing vom Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e.V. Auch weil die Lehrpläne das Thema vernachlässigten. Mit der Initiative „Datenschutz geht zur Schule“ will der BvD das ändern. Spaeing ist deren Sprecher und erklärt im Interview, welche Wissenslücken es zu füllen gilt. 

1. Herr Spaeing, Sie und Ihre Kollegen greifen Jugendlichen in der Schule beim Datenschutz unter die Arme. Wo haben sie Lücken?    

Die meisten Schülerinnen und Schüler sind sich schon bewusst, dass nicht alles, was mit ihren Daten passiert, in Ordnung ist und wissen auch, dass es Gesetze gibt, die den Datenschutz regeln. Aber was drin steht, welche Rechte sie haben, wissen sie nicht. Und wir merken bei unseren Unterrichtsbesuchen immer wieder, dass die meisten Jugendlichen nicht wirklich kompetent mit digitalen Medien und ihren eigenen Daten und Gerätschaften umgehen. 

2. Das machen Sie woran fest? 

Daran, dass sie nur punktuell medienkompetent handeln. Manche haben schon verstanden, dass nicht alles ins Netz gehört, die eigene Adresse etwa. Aber welche Folgen es haben kann, wenn sie online zu viel von sich preisgeben, verstehen die wenigsten Jugendlichen. Sie gehen sehr unbefangen mit dem Internet um. Und diese Unbefangenheit wird oft mit Kompetenz verwechselt. 

3. Welche Regeln vermitteln Sie in Ihren Vorträgen? 

Unter anderem: misstrauisch zu sein, im Netz nicht alles über sich preiszugeben, nicht alles zu glauben. Das eigene Passwort geheim zu halten, sich um die eigenen Daten zu kümmern, sie zu schützen. Nichts unbedacht zu veröffentlichen. Lieber eine halbe Stunde zu warten und dann noch mal drüber nachzudenken, ob das wirklich nötig und sinnvoll ist. Es sind sehr grundlegende Regeln, die Jugendliche leider noch zu oft missachten. 

4. Kommen diese Regeln nicht schon im Unterricht zur Sprache?

Die Lehrpläne behandeln den Datenschutz viel zu stiefmütterlich. Mein Eindruck ist, dass die Bildungspolitik da ihre Verantwortung an die Eltern abgibt in der Hoffnung, dass die ihre Kinder irgendwie fit machen oder die Jugendlichen das selbst hinkriegen. Die Lehrerinnen und Lehrer können das kaum leisten. Dafür fehlt ihnen einfach die Zeit und oft auch das Wissen. Das ist ja einer der Gründe, weswegen wir unsere Initiative ins Leben gerufen haben. Politische Versäumnisse können wir alleine aber auch nicht ausbügeln.

5. Wo sehen Sie Nachbesserungsbedarf? 

Wir haben schon eine relativ starke Gesetzgebung beim Datenschutz und die wird 2018 sogar verschärft. Das Problem liegt meines Erachtens vor allem in der Durchsetzung der Vorschriften. Im Schulunterricht müssen wir außerdem viel mehr über Medienkompetenz reden. Wer den sicheren Umgang mit den eigenen Daten nicht frühzeitig lernt, wird sich eher früher als später im Netz verstricken.