Datum: 22.11.2021

Fairtrade: Bewusstsein schaffen, Engagement wecken

Mehr als 800 Fairtrade-Schools gibt es in Deutschland. Das sind über 800 Schulen, die sich nachgewiesen für fairen Handel einsetzen – nicht nur beim Einkauf von Produkten, auch im Zuge von Schulaktionen und im Unterricht.

TransFair e.V./Ilkay Karakurt

„Wir arbeiten in der Fairtrade-AG grundsätzlich nach dem Prinzip von Schülern für Schüler; das ist uns ganz wichtig“, erklärt Matthias Schmitz-Arenst, Leiter der Fairtrade-AG am Erzbischöflichen Suitbertus-Gymnasium in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen. Dieses Prinzip gilt seit der Gründung der AG im Schuljahr 2010/2011 auf Initiative zweier Schüler – und das mit Erfolg: Schon ein Jahr später erhielt die Schule die Auszeichnung Fairtrade-School, als erste Schule in Deutschland. Seitdem hat sich die Schulgemeinschaft alle zwei Jahre rezertifiziert und ihr Engagement zunehmend ausgebaut. „Die erste Gruppe war super aktiv und hat die Schule ganz stark beeinflusst“, sagt Schmitz-Arenst. 

Fairer Handel – im Alltag und im Unterricht

Nach und nach hat das Suitbertus-Gymnasium seinen Konsum umgestellt: Neben fairer Schulkleidung haben Schüler:innen sowie Lehrer:innen mittlerweile verschiedene Möglichkeiten, fair gehandelte Snacks und Getränke zu kaufen. Im Foyer steht beispielsweise ein Fair-O-Mat, ein Warenautomat, der ausschließlich fair gehandelte Produkte bietet, und im Lehrerzimmer gibt es fairen Kaffee. Einmal im Monat organisiert die Fairtrade-AG zudem das Faircafé und sorgt im Zuge von Schulveranstaltungen für faire Verpflegung. Die auf diese Weise gesammelten Einnahmen spendet die AG an ausgesuchte Organisationen wie Misereor oder UNICEF. 

Auf dem Weg zur Fairtrade-School

Um den Titel Fairtrade-School zu erhalten, müssen Schulen nachweislich die folgenden fünf Kriterien erfüllen:

  1. Gründung eines Schulteams, das mindestens fünf Personen umfasst und zur Hälfte aus Schüler:innen besteht.
  2. Das Schulteam erarbeitet einen Fairtrade-Kompass, der darstellt, wie sich die Schule mit Blick auf den fairen Handel in den nächsten zwei Jahren entwickeln soll. 
  3. Die Schule bietet Schüler:innen und Lehrkräften permanent mindestens zwei unterschiedliche fair gehandelte Produkte zum Kauf an.
  4. Das Thema „Fairer Handel“ ist über mehrere Stunden hinweg Bestandteil des Unterrichts in mindestens zwei verschiedenen Klassenstufen/Jahrgängen und in mindestens zwei unterschiedlichen Fächern. 
  5. Mindestens einmal im Schuljahr organisiert die Schule eine schulweite Aktion zum fairen Handel.

Vielleicht noch wichtiger als die Umstellung auf faire Produkte sei die Bildungsarbeit, mit dem Ziel, den Fairtrade-Gedanken in die Schule zu tragen und darüber hinaus, so Schmitz-Arenst. Eine entscheidende Rolle spielten dabei die Fairlessons, Unterrichtsstunden, die die Mitglieder der Fairtrade-AG gestalten und in allen Jahrgangsstufen durchführen. Das Ziel: ein Problembewusstsein schaffen und den Fairtrade-Gedanken erklären. Ausgehend von den Arbeitsbedingungen für nicht fair gehandelte Produkte zeigen sie dabei unterstützt durch Grafiken, Statistiken und Erfahrungsberichte betroffener Personen, wie fairer Handel die Arbeitssituation und die Lebensqualität der Arbeiter:innen verbessern kann. „Die Fairlessons sind immer sehr anregende Stunden. Die Schüler begegnen einander mit einer anderen Art Respekt. Es ist meistens erstaunlich ruhig. Ich glaube, diese Stunden kommen auch deshalb so gut an, weil die Schüler ihr Anliegen authentisch vermitteln können; besser, als wenn wir Lehrer mit der Idee kommen würden.“ 

Aktionen zum Einstieg 

Zum Einstieg in das Thema „Fairer Handel“ empfiehlt Schmitz-Arenst – die Unterstützung der Schulleitung und des Kollegiums vorausgesetzt – Schulaktionen, „die das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden“. Dazu zähle etwa der Verkauf fair gehandelter Schoko-Nikoläuse und -Osterhasen, das Faircafé oder auch ein Angebot wie die Fairlessons, die anstelle des eigentlich geplanten Unterrichts stattfinden. „Ganz wichtig ist, dass es den Kindern und Jugendlichen Spaß macht, sich zu engagieren.“ Zudem sollte für sie erkennbar sein, was das Engagement ihnen bietet: Erfahrungen, neue Fähigkeiten, Erfolge, die über die Schule hinaus Resonanz erfahren – etwa durch die Auszeichnung als Fairtrade-School. 

Fairtrade und Verbraucherschule: miteinander verbunden

Fairen Handel im Unterricht zu thematisieren, einen fairen Kiosk zu organisieren oder eine fair handelnde Schülerfirma aufzubauen, kann jeweils der erste Schritt auf dem Weg zur Verbraucherschule sein.