Datum: 30.11.2016

Forscher sehen Kluft zwischen Medienrealität in Schule und Alltag

JIM-Studie zur Mediennutzung Zwölf- bis 19-Jähriger

JIM-Studie 2016 (Jugend, Information, (Multi-) Media)(c) mpfs

Handy zur Schule mitnehmen? In Deutschland dürfen das fast alle Schülerinnen und Schüler. Nutzen dürfen sie ihre Geräte meistens nur in engen Grenzen, wenn überhaupt. Medien- und Jugendforscher finden, dass Schule damit Chancen vertut.

Das lässt sich der Ende November veröffentlichten JIM-Studie entnehmen, in der der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) jedes Jahr die aktuelle Mediennutzung der Zwölf- bis 19-Jährigen dokumentiert.

„Trotz aller durchaus berechtigten Vorbehalte, schülereigene Handys im Unterricht einzusetzen“, heißt es in der Studie, hätten moderne Smartphones Potential, „auch produktiv, kreativ und zielgerichtet eingesetzt zu werden“. Noch ist das den Forschern zufolge allerdings die Ausnahme: Von den 1.200 für die Studie befragten Schülerinnen und Schüler durften lediglich 22 Prozent ihr Handy im Unterricht für schulische Belange nutzen.

Der außerschulische Alltag der Kinder und Jugendlichen sieht hingegen längst anders aus. Da haben Smartphones einen festen Platz. Fast alle Befragten geben an, ein eigenes Gerät zu besitzen. Durchschnittlich 200 Minuten sind sie damit am Tag online, und das nicht nur zum Spielen oder Chatten. Jeder zweite Befragte stuft das Handy sogar als sehr wichtig ein, um den Schulalltag zu koordinieren.

In der Schule hat die Nutzung der Geräte bislang keinen hohen Stellenwert. Die Zwölf- bis 19-Jährigen erlebten hier „aktuell noch eine andere Medienrealität“ als in ihrem Alltag. Das zeigt sich ein Stück weit auch im Umgang der Schulen mit ihrem WLAN. An über 40 Prozent der Schulen gibt es das zwar laut Befragung. Meist ist es jedoch nicht zur Nutzung für die Schüler gedacht.

Die Studienautoren schreiben, um das Handy sinnvoll in den Unterricht einzubeziehen, müsse man „Hilfestellung geben, Chancen aufzeigen und pädagogisch sinnvolle Konzepte zur Praxisanwendung entwickeln“. Ideen dazu haben der mpfs und die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen in einer gemeinsamen Broschüre zusammengetragen. Sie trägt den Titel „Handy im Unterricht? Na klar!“ und wurde Ende November neu im Materialkompass des Verbraucherzentrale Bundesbands aufgenommen.