Datum: 29.11.2016

„Gute Kinder- und Jugendmedien laden zum Mitmachen ein“

Fünf Fragen an … Hans-Jürgen Palme, Studio im Netz e.V.

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Was macht gute Kinder- und Jugendmedien aus? Hans-Jürgen Palme, Geschäftsführer des medienpädagogischen Vereins „SIN – Studio im Netz“, geht dieser Frage seit fast zwanzig Jahren nach. Im Interview erklärt er, wie Schulunterricht von guten Games und Apps profitieren kann. 

1. Herr Palme, Sie zeichnen gute Kinder- und Jugendmedien jedes Jahr mit dem „PÄDI“ aus. Worauf legen Sie dabei besonderen Wert? 

Als erstes müssen die Medien Kindern gefallen, dann Erwachsenen. Und sie müssen einen pädagogischen Mehrwert haben, also zum Beispiel das logische Denken fördern oder die Kombinationsfähigkeit. Ein reines Geschicklichkeitsspiel reicht nicht für eine Auszeichnung mit dem PÄDI. Gut ist immer, wenn Apps, Games oder Websites wirklich multimedial sind und zum Mitmachen anregen.

2. Hat sich der Markt in den vergangenen Jahren gewandelt?

Sehr. Zum einen die Medien. Da ging es weg von CDs, hin zu Smartphones und Tablets. Und wir beobachten seit einiger Zeit, dass Realität und Virtualität enger zusammenrücken. Es gibt inzwischen einige Spiele fürs Handy, in denen Kinder und Jugendliche Routen ablaufen müssen, um dann an festen Punkten Aufgaben zu lösen. Damit lässt sich zum Beispiel ein konsumkritischer Stadtrundgang organisieren oder einer zu Geschichtsthemen. Das ist für Schule interessant.

3. Erreicht man Kinder und Jugendliche so auch für Konsumthemen? 

Es gibt Angebote in diese Richtung. Wir haben jetzt beispielsweise den YouTube-Kanal Wissen2go ausgezeichnet. Da werden auch Themen wie Fair Trade oder Bio-Siegel besprochen, in einer Art und Weise, die viele Jugendliche offensichtlich begeistert. Auch zur Vermittlung von Medienkompetenz gibt es inzwischen viele gute Apps. Solche, die Kinder und Jugendliche nicht nur berieseln, sondern sie selbst machen lassen. Ich denke, so lernt man Medien am besten kennen.

4. Werden solche Angebote auch in der Schule genutzt? 

Das ist unterschiedlich. Es gibt Schulen, die sie einsetzen und andere, die das nicht machen. Auch unter den Lehrerinnen und Lehrer begeistern sich einige mehr als andere. Wenn wir Fortbildungen für sie machen, zeigen wir immer, was der Markt mittlerweile hergibt und was unter jungen Leuten gerade angesagt ist. Schon um die Lehrerinnen und Lehrer ein Stück näher an das Leben und den Alltag ihrer Schülerinnen und Schüler heranzuführen.

5. Sollten Schulen sich stärker für diese Medien öffnen? 

Ich bin für Medienbildung von klein auf und fände es gut, wenn es mehr Medienpraxis im Unterricht gäbe. Hier in Bayern sind Handys in der Schule allerdings noch verboten, außer bei Projekten. Ich finde, wir sollten die Schülerinnen und Schüler ihre Geräte nutzen lassen. Dann fänden vielleicht auch gute Kinder- und Jugendmedien eher einen Platz in der Schule. Verdient haben sie ihn. Weil sie helfen können, zeitgemäßen Unterricht nah an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen zu gestalten. Und weil sie Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, selbst aktiv zu sein und etwas zu gestalten.