Jugendliche und junge Erwachsene geben sich beim Umgang mit dem Internet oder Smartphones selbst gute Noten und stehen Internetkonzernen mehrheitlich kritisch gegenüber. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Onlinebefragung unter 14- bis 29-Jährigen. Wo die Befragten Nachholbedarf haben und was die Umfrageergebnisse für die Vermittlung von Medienkompetenz bedeuten, erklärt der Medienwissenschaftler Thomas Rathgeb, einer der Autoren der Studie.
Herr Rathgeb, Sie haben die Onlinebefragung seitens der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) mitbetreut. Wie kritisch sehen junge Menschen das Internet?
Jugendliche und junge Erwachsene schenken Informationen im Netz deutlich weniger Vertrauen als klassischen Medienangeboten. Besonders misstrauisch betrachten sie Meldungen in sozialen Netzwerken. Ein generelles Unbehagen äußern sie außerdem gegenüber Internetkonzernen: über die Hälfte der jungen Generation steht denen skeptisch gegenüber.
Sind die Jugendlichen deswegen vorsichtiger?
Wir wissen aus der JIM-Studienreihe, dass Jugendliche ihre Online-Profile immer stärker einschränken, damit nicht jeder darauf zugreifen kann. Das hat mit ihrem wachsenden Unbehagen zu tun. Andererseits ist das Netz für Jugendliche äußerst wichtig, um sich mit Freunden auszutauschen. Ihre Netzwerke werden immer größer, wodurch mehr Menschen Zugriff auf ihre Daten haben. Auch Fotos von sich oder anderen stellen viele Jugendliche oft unkritisch ins Netz. Zuletzt hat der NSA-Skandal allerdings dazu beigetragen, dass rund die Hälfte der Befragten sich jetzt intensiver mit Datenschutz befasst.
Es gibt Nachholbedarf beim Datenschutz?
Datenschutz bleibt Daueraufgabe. Im Netz gibt es ja ständig neue Angebote. Die Risiken, die mit jeder neuen App oder Online-Community verbunden sein können, müssen sich die Jugendlichen stets aufs Neue vor Augen führen. Das heißt, sie müssen immer wieder neu überlegen, wie sie ihre Daten am besten schützen können. Allerdings ist dieses Thema sehr vielschichtig, gerade komplexere Zusammenhänge erkennen sie oft nur in Umrissen.
Wenn es um Handys oder Online-Angebote geht, informieren sich Jugendliche vor allem bei Gleichaltrigen. Was bedeutet das für die Vermittlung von Medienkompetenz?
Wir sollten diesen Informationsaustausch zwischen Jugendlichen unterstützen und fördern. Wir von der LFK etwa geben die Seite handysektor.de mit heraus. Da finden Jugendliche altersgerechte Infos zu Netzthemen und Hilfestellung bei Problemen. Ein anderer Weg sind Peer-to-Peer-Programme wie juuuport.de – Schulungen für Jugendliche zu Medienscouts, damit sie andere Jugendliche fit machen im Umgang mit Medien, etwa in Jugendgruppen oder Schulen.
Was bleibt für den Schulunterricht?
Die Vermittlung von Medienkompetenz gehört in den Unterricht. Im Moment passiert das von Bundesland zu Bundesland in sehr unterschiedlichem Umfang. Da wünsche ich einigen Ländern mehr Ehrgeiz. Wer heute an unserer Gesellschaft teilnehmen will, muss Medien beherrschen und kritisch mit ihnen umgehen können. Dafür braucht es Bildung. Das zeigt auch unsere Erhebung: Je älter und gebildeter die Befragten waren, desto kritischer war zum Beispiel ihre Meinung gegenüber Internetkonzernen.
Das Interview führte der freie Journalist Thomas Wischniewski im Auftrag des Verbraucherzenrale Bundesverbands.