Datum: 05.04.2022

Mit TikTok die Finanzwelt in die Schule holen

Welche Versicherung brauche ich eigentlich wirklich? Wie funktioniert das mit den Steuern? Wie schaffe ich mir eine sichere Altersvorsorge? Junge Menschen interessieren sich für die Finanzwelt – und sie haben Fragen. Diesen widmet sich funk, die Jugendredaktion von ARD und ZDF, im Hessischen Rundfunk in ihrem Informationsformat „Your Money“. Mit ihren kurzen Videos auf der Social Media-Plattform TikTok will das Redaktionsteam der jugendlichen Zielgruppe helfen, „schlau mit dem eigenen Geld umzugehen“, erklärt Projektleiter Joscha Bartlitz, der die Videos auch in den Schulunterricht bringen will. 

Asler, adobe stock

Den Startschuss zum Projekt gab die Hypothese, dass in der Altersklasse zwischen 16 und 22 der Bedarf nach Finanzwissen besteht. Darauf wies etwa eine Statistik des Deutschen Aktieninstituts hin, wonach im Corona-Jahr 2020 besonders viele Menschen unter 30 Jahren neu an die Börse gegangen waren. Eine qualitative Zielgruppen-Befragung bestätigte die Vermutung: „Ein erstaunliches Ergebnis war, dass viele junge Menschen Finanzthemen für ihre Zukunft als ganz wichtig erachten, aber gleichzeitig Angst haben, sich mit den komplizierten Inhalten zu beschäftigen“, so Bartlitz. Diese Hemmschwelle will funk mit seinem jungen Finanzformat überwinden – und scheint damit erfolgreich zu sein. Rund sieben Monate nachdem die Redaktion den Kanal im September 2021 gestartet und die ersten Videos veröffentlicht hat, zählt dieser über 100.000 Follower:innen und mehr als eine Millionen Likes für die mittlerweile über 100 Videos. 

Erfolgsvoraussetzungen

„Wir haben uns sehr lange intensiv damit beschäftigt, wie wir ein Angebot für ganz junge Leute schaffen können, das sie auch interessiert und festgestellt, dass das nur über den Faktor Unterhaltung geht. Die Videos, die oft aus sketchartigen Dialogen bestehen, müssen Spaß machen, damit sie geschaut werden, und die Themen müssen aus der Lebensrealität unserer Zielgruppe kommen“, erklärt Bartlitz. Darüber hinaus seien zwei weitere Komponenten ausschlaggebend für den Erfolg: „Die Sprache ist entscheidend: Wir müssen die Sprache sprechen, die unsere Zielgruppe auch spricht.“ Die aktuelle Jugendsprache ist daher Teil der Videos. Die beiden Hosts, Rafaela Roza und Katharina Wichelhaus, die die Themen vor der Kamera präsentieren, sorgen dafür, dass das authentisch wirkt. Sie sind selbst erst 18 und 21 Jahre alt und kommen damit direkt aus der Zielgruppe. Des Weiteren dürften die Videos „nicht zu komplex sein“. Das gelte sowohl für die sprachliche als auch die inhaltliche Ebene. „Wir wollen ein niederschwelliges Angebot schaffen. Es muss so einfach sein, dass jeder ohne Vorwissen alles versteht.“ 

Unterstützung dabei erhält das funk-Team von der Wirtschaftsredaktion des Hessischen Rundfunks. „Wir lassen jedes Thema erst mal gründlich recherchieren, bevor sich unser Produktionsteam überlegt, was der sinnvollste und pragmatischste Ansatz für unsere User:innen ist“, beschreibt Bartlitz den Arbeitsprozess. Anschließend feilt der Comedian des Teams am Unterhaltungswert. „Wir nennen das ‚Übersetzungskaskade‘: Wir brechen die komplizierten Themen herunter und versuchen, über Texteinblendungen während der Videos inhaltliche Orientierung zu geben.“ Denn die Videos bieten viel Inhalt in kurzer Zeit. Sie laufen allerdings auch in einer Dauerschleife, sodass sie sich problemlos mehrmals hintereinander anschauen lassen, um alles zu verstehen.

Ideen für den Unterricht

Im Schulkontext sieht Bartlitz die Videos als Chance, komplexe Finanzinhalte sehr komprimiert zu präsentieren, um im Anschluss mit der Klasse ins Gespräch zu kommen: Welche Erfahrungen haben die Schüler:innen? Können sie den Inhalt nachvollziehen? Haben sie Fragen dazu? Auf diese Weise könnten die Videos als niedrigschwelliger Einstieg in eine Lerneinheit zu einem Finanzthema dienen, das die Lehrkraft im weiteren Unterrichtsverlauf vertiefend mit den Schüler:innen bearbeitet. „Bei Interesse können sich Lehrkräfte auch gerne an unser Team wenden und wir überlegen gemeinsam, wie sich die Videos in den Unterricht einbinden lassen“, so Bartlitz. Die Redaktion sei bereits mit einigen Schulen in Kontakt. „Wir wollen möglichst viele junge Menschen mit unserem Angebot erreichen. Je früher ihnen Finanzwissen vermittelt wird, umso eher können sie es für sich nutzen. Das ist für uns alle schon eine Herzensangelegenheit.“

Weitere Informationen

Materialien zum Artikel

Grafik des Unterrichtsmaterials Finanzen und Versicherungen
Marktgeschehen, Finanzen und Verbraucherrecht Icon

Marktgeschehen, Finanzen und Verbraucherrecht

Unterrichtsmaterial: Finanzen und Versicherungen

Zum Berufsstart ändert sich das Leben. Ab jetzt stehen junge Menschen auf eigenen Füssen, auch finanziell. Ob Girokonto, Geldanlage oder Versicherungsverträge - vieles ist neu. Die Finanzexpert:innen der Stiftung Warentest zeigen aus Verbrauchersicht, was für junge Leute wichtig und was überflüssig ist.
Mehr sehen