Datum: 11.12.2023

Verbraucherschule konkret: Mit Secondhand-Projekten die Handlungskompetenz stärken

Wir stellen regelmäßig vor, wie Schulen aus dem Netzwerk Verbraucherbildung diese im Schulalltag umsetzen. Nachmachen erlaubt.

(c) unsplash.com/photos/vB5qtt8X4NACC0 Public Domain

Die Globalisierung geht mit verschiedenen Problemen einher, die gleichzeitig eine Lösung verlangen, die Verbraucher:innen selbst allerdings nicht bieten können. Sie haben beispielsweise keinen direkten Einfluss auf die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen der Textilproduktion oder die mit ihr verbundene Umweltverschmutzung. „Dies kann zu einem Gefühl der Überforderung führen“, sagt Alexandra Colmsee, Lehrerin für Verbraucherbildung an der Schule am Meer in Büsum, Schleswig-Holstein. Deshalb legt das Gymnasium mit Grund- und Gemeinschaftsschulteil viel Wert darauf, den Kindern und Jugendlichen Handlungskompetenz zu vermitteln. „Wir konzentrieren uns auf die Frage: ‚Was können wir tun?‘“ Eine Antwort darauf: nicht alles neu kaufen. 

Im Überblick

  • Thema: Flohmarkt / Planung und Umsetzung eines Tauschstands
  • Handlungsfelder: nachhaltiger Konsum
  • Klassenstufe: Klasse 7 / ab Ende 8. Klasse
  • Lebensweltbezug: Kleidung ist ein Ausdruck der individuellen Persönlichkeit und spielt bei Jugendlichen eine große Rolle 
  • Umfang/Dauer: 25 bis 30 Unterrichtsstunden / etwa 58 Unterrichtsstunden
  • Methoden: Projektarbeit 

Herangehensweise und Umsetzung

Mit dem Thema Textilproduktion beschäftigen sich die Schüler:innen der Schule am Meer in der Jahrgangsstufe 7. Sie lernen die negativen Folgen des Fast Fashion-Trends kennen, der auf kurzlebiger Kleidung und immer schnelleren Modezyklen basiert, und identifizieren nachhaltigere Alternativen wie Secondhandkleidung. „Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler auch ins Handeln kommen“, sagt Lehrerin Alexandra Colmsee. Deshalb organisieren die Siebtklässler:innen schon seit mehreren Jahren im Zuge dieser Unterrichtseinheit einen Flohmarkt oder eine Tauschparty – mal nur für den eigenen Jahrgang, mal offen für die gesamte Schülerschaft, mal mit externer Unterstützung etwa durch das Deutsche Rote Kreuz. „Der Praxisteil kann auf unterschiedliche Weise umgesetzt werden.“ Das ermögliche, die dabei gestellten Anforderungen an die Kompetenzen der jeweiligen Schülergruppe anzupassen. 

Tauschen statt neu kaufen

Mit einer höheren Klassenstufe lässt sich nachhaltiger Konsum auch mit einem aufwändigeren Projekt wie einem Tauschstand fördern. Dabei gilt, so Lehrerin Colmsee: „Je älter die Schülerinnen und Schüler sind, umso mehr können sie selbstständig umsetzen“ – von der Projektplanung, über die Sponsoren-Akquise bis zur Realisierung und Betreuung. Sie selbst hat Lernende im Fach Verbraucherbildung unterstützt, einen solchen Tauschstand aufzubauen. Entstanden ist er in der vom Jugendzentrum zur Verfügung gestellten Garage, renoviert von den Schüler:innen und eingerichtet mit gebrauchten Möbeln, die sie durch Geldspenden finanzieren konnten. „Das alles selbst zu organisieren, war sehr wertvoll für die Schülerinnen und Schüler.“ Anderthalb Jahre lang betreuten sie den Tauschstand nach seiner Eröffnung, säuberten ihn wöchentlich und sortierten abgegebene Artikel aus, die nicht dem gewünschten Standard entsprachen. Mittlerweile hat das Jugendzentrum die Verantwortung übernommen. Der Tauschstand steht aber weiterhin allen Interessierten offen, die gut erhaltene Gegenstände, für die selbst keine Verwendung mehr haben wie Bücher, Spiele oder auch Küchenutensilien, weitergeben wollen.

Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis

Am Ende jedes Verbraucherbildungsprojekts der Büsumer Schule am Meer steht eine Analyse: Was lief gut und was lässt sich beim nächsten Mal besser machen? Das Ziel der Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis: Die jungen Verbraucher:innen sollen erkennen, dass die Problemidentifizierung lediglich der erste Schritt ist, an den sich Überlegungen anschließen sollten, wie sich im eigenen Handlungsrahmen die Situation verbessern lässt, erklärt Alexandra Colmsee. „Wenn sich dieses Denken in den Köpfen der Schülerinnen und Schüler verfestigt, dann ist das ein Erfolg.“

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Schleswig-Holstein

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Wo wird meine Kleidung hergestellt? Die Schule am Meer wagt einen Blick hinter die Kulissen der Textilindustrie.

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