Vereine, Unternehmen, außerschulische Bildungseinrichtungen – sie gehören genauso zum Schulalltag wie Lehrer und Schüler. Die Zusammenarbeit im Bereich der Medienbildung schätzen sowohl Schulen als auch ihre Partner überwiegend als gewinnbringend ein. Das ergibt die Studie „Bildungspartnerschaften zwischen Schule und außerschulischen Akteuren der Medienbildung“ vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis und der Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) für das Experten beider Gruppen befragt wurden.
Doch nicht jede Zusammenarbeit kann auch als Partnerschaft bezeichnet werden – häufig verhindern die institutionellen Rahmenbedingungen eine gemeinsame Konzeption von Inhalten. „Eine Botschaft der Studie ist sicher, dass in der Zusammenarbeit mehr Potenzial liegt, als dass ein Jugendarbeiter einmalig für ein Projekt zu Cybermobbing in die Klasse kommt“, sagt Niels Brüggen, Leiter der Abteilung Forschung des JFF. Im Interview berichtet er über seine Erkenntnisse aus der Studie und was Schulleiter daraus ableiten können.
Drei Fragen an Niels Brüggen
Herr Brüggen, was macht eine gute Bildungspartnerschaft im Bereich der Medienbildung aus?
Wir haben in den Interviews gefragt, wie eine Zusammenarbeit idealerweise aussehen soll. Auf diese Frage formulieren die befragten Expertinnen und Experten Ansprüche an die Zusammenarbeit und auch an die Partner. Die Ansprüche können unter dem Begriff einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit gebündelt werden. Es geht zum Beispiel darum, gemeinsam inhaltliche Schwerpunkte zu legen oder längerfristig zusammenzuarbeiten. In der Praxis können diese Ansprüche aber offenbar häufig nicht eingelöst werden. Um einen Aspekt herauszugreifen: In der Online-Befragung wurde deutlich, dass nur bei 61 Prozent der Fälle ein offener Austausch über die Ziele der Zusammenarbeit stattfindet.
In der Studie wird von unterschiedlichen Konstellationen der Zusammenarbeit gesprochen – Kleingruppe, die Sternkonstellation oder das Netzwerk. Kann man dennoch sagen, woran es insgesamt liegt, wenn eine Zusammenarbeit nicht so klappt, wie es sich die Beteiligten eigentlich vorstellen?
Von den Befragten wird viel an den Beteiligten festgemacht – wenn der Partner engagiert und kompetent ist, läuft die Zusammenarbeit gut. Probleme bereiten entsprechend: Wenn die Partner zu wenig Verständnis für die jeweils andere Arbeitssituation mitbringen, wenn es kein gemeinsames Verständnis von Medienbildung als Grundlage der Zusammenarbeit gibt, wenn es wenig Unterstützung für den langfristigen und nachhaltigen Aufbau von Partnerschaften gibt und wenn mit unrealistischen Vorstellungen gearbeitet wird. In der Auswertung wurde aber deutlich, dass es nicht allein die Personen sind, sondern dass jeweils auch institutionelle Rahmenbedingungen eine Rolle spielen.
An welcher Stelle behindern die institutionellen Rahmenbedingungen eine erfolgreiche Bildungspartnerschaft?
In der Online-Befragung wurde die folgende Konstellation deutlich: Viele außerschulische Partner bringen eigens für die Zusammenarbeit akquirierte Mittel in die Zusammenarbeit ein. Zugleich sehen die Befragten bei den außerschulischen Akteuren den größeren Anteil in der Konzeption bezüglich der Ziele, Inhalte und Methoden. Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass die außerschulischen Partner mit eigenen Konzepten Mittel beantragen, mit denen sie dann an Schulen herantreten. Dann sind aber die wesentlichen konzeptionellen Schritte bereits getan und die Ziele können eben nicht mehr partnerschaftlich abgesteckt werden. Als unzureichend wurde entsprechend von den Befragten hervorgehoben, dass es kaum Förderung gibt, um gemeinsam Konzepte zu entwickeln. Hier wäre also ein Ansatzpunkt für eine Veränderung dieser Situation.
Fazit: Tipps für Schulen
Beruhend auf den Ergebnissen der JFF-Studie zu Bildungspartnerschaften hat Niels Brüggen einige Tipps für Schulen: „Als Schulleiter würde ich die folgenden drei Schlussfolgerungen aus der Studie ziehen: Medienbildung muss ein Teil meiner Schulentwicklungsplanung werden. Um hierfür sinnvolle Konzepte zu entwickeln, suche ich Möglichkeiten, um diese mit außerschulischen Partnern zusammen zu erarbeiten. Wenn an der Schule bereits mit außerschulischen Trägern zusammengearbeitet wird, muss ich dieses Engagement zunächst wertschätzen und versuche die Erfahrungen zu sammeln. Idealerweise finden diese Kooperationen zukünftig als Teil des übergreifenden Konzepts statt. Ich muss Räume schaffen, in denen sich die außerschulischen Partner und ‚meine‘ Lehrkräfte kennenlernen, gemeinsam Konzepte entwickeln und ihre Erfahrungen auswerten können.“
Weitere Tipps können Schulen sowie außerschulische Partner in der Studie im Kapitel „Gelingensbedingungen für die Zusammenarbeit“ (ab S.61) nachlesen. Um außerdem Kooperationen zwischen Schulen und ihren außerschulischen Partnern künftig zu erleichtern und dabei typische Schwierigkeiten zu vermeiden, stellt die die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) ein Onlinetool bereit. Der Fragebogen weist auf wichtige Aspekte sowie Inhalte, Austausch- und Anknüpfungspunkte hin.