Datum: 24.10.2019

Klimawandel, Populismus und Fake-News – das bewegt die Jugend

Shell-Jugendstudie 2019

Ein Leben ohne Smartphone ist für die meisten Jugendlichen nicht mehr vorstellbar.© ghcassel - pixabay - CC0 Public Domain

Wie tickt die Jugend? Diese Frage versucht die Shell-Jugendstudie alle vier Jahre zu beantworten. Die aktuellen Daten zeigen eine sehr gespaltene Generation, mit sehr unterschiedlichen Einstellungen und Ängsten. Nur eine Sache vereint die Jugendlichen: Ein Leben ohne Internet ist für sie nicht mehr vorstellbar.

„Jugend 2019 – Eine Generation meldet sich zu Wort“, so lautet der Untertitel der aktuellen Shell-Jugendstudie 2019, die am 15. Oktober in Berlin vorgestellt wurde. Dafür wurden von Anfang Januar bis Mitte März 2.572 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zwölf und 25 Jahren befragt – die „Greta-Generation“ wie die „Augsburger Allgemeine Zeitung“ schreibt.

Eines der wichtigsten Ergebnisse: „Die gegenwärtige junge Generation formuliert wieder nachdrücklicher eigene Ansprüche hinsichtlich der Gestaltung der Zukunft unserer Gesellschaft und fordert, dass bereits heute die dafür erforderlichen Weichenstellungen vorgenommen werden“, schreiben die Autoren der Studie. Und der Aussage „sich politisch zu engagieren wird wichtiger“ stimmen inzwischen 34 Prozent der Befragten zu (2010 waren es nur 24 Prozent).

Klimawandel und Umweltzerstörung sind beherrschende Themen

Darüber hinaus zeigt die Shell-Jugendstudie, dass kein Thema so vielen jungen Menschen Angst macht wie die Verschmutzung der Umwelt (71 Prozent). In der vergangenen Studie aus dem Jahr 2015 hatte noch die Angst vor Terroranschlägen ganz vorn gelegen. Dieses Thema ängstigt laut der aktuellen Befragung noch zwei Drittel (66 Prozent) der Jugendlichen. Die Angst vor dem Klimawandel landet knapp dahinter auf Platz drei (65 Prozent).

So homogen, wie es auf den ersten Blick scheint, sind die Jugendlichen allerdings nicht. Im Gegenteil: Die Forscherinnen und Forscher stellen eine deutliche Spaltung innerhalb der Generation fest. „Es gibt eine starke Differenzierung nach sozialer Herkunft“, betont Mathias Albert, einer der Autoren der Studie. So wächst im Schatten der Engagierten eine Gruppe heran, die sich von der Politik missverstanden und ignoriert fühlt – und in der Regel einen geringeren Bildungsstand aufweist. Auch sei die Affinität einiger Jugendlicher zu populistischen Positionen „nicht zu übersehen“, schreiben die Autoren.

Internet als wichtigste politische Informationsquelle

Nur in einem Punkt scheinen die Jugendlichen weitgehend einig: Es ist für sie ganz normal, ständig online zu sein. Laut Selbsteinschätzung sind sie im Schnitt 3,7 Stunde pro Tag online aktiv – und dabei sind weder nach Geschlecht, Alter noch nach sozialem Hintergrund Unterschiede zu erkennen. Das Internet ist für die Jugendlichen aber keineswegs ein reines Unterhaltungsmedium. An erster Stelle steht für sie Kommunikation: 96 Prozent sind mindestens einmal täglich in den sozialen Medien (Messangerdienste oder soziale Netzwerke) unterwegs. Und 71 Prozent suchen mindestens einmal täglich nach Informationen (allgemeiner Art, für Schule, Ausbildung oder Beruf oder über Politik und Gesellschaft). Damit wird das Internet auch die wichtigste politische Informationsquelle: Am häufigsten nutzen die Jugendlichen Nachrichten-Websites oder News-Portale (20 Prozent), viele verweisen zudem auf Social-Media-Angebote.

Die Shell-Jugendstudie zeigt aber auch, dass die Jugendlichen Online-Dienste nicht sorglos nutzen: 61 Prozent der Jugendlichen befürchten beispielsweise, keine Kontrolle über die Daten zu haben, die man im Netz hinterlässt. Die Mehrheit hat außerdem Sorge vor Hate Speech (58 Prozent) und Fake News (51 Prozent). Allerdings führt diese reflektierte Haltung bei den wenigsten Jugendlichen dazu, dass sie konkret handeln: Lediglich ein Drittel (31 Prozent) überprüft die Datenschutzeinstellungen vor der Nutzung sozialer Netzwerke.

Zur Studie

Seit 66 Jahren werden alle drei bis fünf Jahre Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 25 Jahren befragt – unter welchen Bedingungen sie leben, wie sie ihre Zukunft sehen, was ihnen wichtig ist, was sie über Politik denken, über Familie und Religion. Die aktuelle Untersuchung wurde von Professor Dr. Mathias Albert (Universität Bielefeld), Professorin Dr. Gudrun Quenzel (Pädagogische Hochschule Vorarlberg), Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (Hertie School of Governance) sowie einem Expertinnen- und Expertenteam um Ulrich Schneekloth bei Kantar (ehemals TNS Infratest Sozialforschung) verfasst.

Materialien zum Artikel

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Medien und Information

Unterrichtsmaterial: Fake News und Social Bots im digitalen Zeitalter (Sek. I)

Das Unterrichtsmaterial beleuchtet das Thema Fakes News mit einer Vielzahl an multimedialen Quellen. Hintergrundinformationen und didaktische Tipps für mögliche Differenzierung, Ideen für Diskussionsrunden und mögliche Lösungen der Aufgaben bietet das Material den Lehrkräften. Der Fokus liegt auf den drei Bereichen Informationskompetenz, Desinformation und Rechtsextremismus online.
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