Datum: 02.05.2023

Finanzielle Bildung – Prävention gegen Schulden

Jeder fünfte junge Mensch zwischen 14 und 29 Jahren in Deutschland ist verschuldet. Darauf weist die Trendstudie „Jugend in Deutschland – Winter 2022/23“ der Jugendforscher Simon Schnetzer und Professor Klaus Hurrelmann hin. Laut der Überschuldungsstatistik 2021 des Statistischen Bundesamts (Destatis) haben junge Betroffene vor allem Schulden bei Telekommunikationsunternehmen sowie Online- und Versandhändlern. Die Daten verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass Kinder und Jugendliche frühzeitig lernen, verantwortungsvoll mit ihrem Geld umzugehen. Eine Möglichkeit, wie Schulen sie dabei unterstützen können, bietet die gemeinnützige Schuldnerhilfe Essen mit ihrem Präventionsprojekt „FinanzFührerschein“.

cherryandbees, Adobe Stock

Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich bei dem Projekt um ein Lehrangebot, das der Kfz-Führerscheinprüfung nachempfunden ist: Mit einem Selbstlernheft und Übungseinheiten bereiten sich die Schüler:innen auf die „FinanzFührerschein“-Prüfung vor, um nach erfolgreichem Abschluss den „FinanzFührerschein“ zu erhalten. „Die Materialien vermitteln alltagstaugliches Wissen; im Mittelpunkt stehen jeweils die Finanzthemen, die in der jeweiligen Alltagsgruppe von Bedeutung sind“, erklärt Martina Kenter, Schuldnerberaterin und Fachberaterin Prävention bei der Schuldnerhilfe Essen. Das Präventionsprojekt richtet sich an zwei Zielgruppen: Die 13- bis 15-Jährigen arbeiten mit dem kleinen, die 16- bis 19-Jährigen mit dem großen „FinanzFührerschein“. 

Tipps für sicheres Online-Shopping und mehr

Für die Jüngeren steht grundlegendes Finanzwissen auf dem Plan: Sie beschäftigen sich mit dem Thema Taschengeld, lernen den Taschengeldparagrafen kennen sowie ihre Möglichkeiten, rechtlich wirksam Geld auszugeben – offline sowie online. Darüber hinaus erfahren sie, was ihnen ein Girokonto bietet. Am Beispiel des Handyvertrags setzen sie sich zudem mit den Grundlagen der Vertragsgestaltung und -bindung auseinander. Der große „FinanzFührerschein“ rückt Tipps in den Fokus, wie Schüler:innen ihre Ausgaben im Blick behalten können. Die Materialien vertiefen dabei unter anderem Inhalte, die auch der kleine „FinanzFührerschein“ aufgreift: Dazu gehören Empfehlungen für sicheres Online-Shopping sowie Ratschläge, worauf beim Abschluss von Versicherungsverträgen zu achten ist. Im Zusammenhang mit dem Girokonto setzen sich die Schüler:innen darüber hinaus mit dem Risiko auseinander, das Konto zu überziehen. Daneben erfahren sie, welche Kosten mit dem ersten eigenen Auto und der ersten eigenen Wohnung verbunden sind. Die Inhalte aktuell zu halten, sei ein Dauerprozess in der sich fortwährend wandelnden Finanzwelt, so Kenter. „Zuletzt haben wir sie angepasst, nachdem sich 2022 die Fristen für Vertragskündigungen verändert hatten.“

Kostenfreie Unterrichtsmaterialien 

Lehrkräfte können die Arbeitsmaterialien als Druckversion beim Drei-W-Verlag in Essen bestellen, sie stehen aber auch online kostenfrei als PDF zum Download zur Verfügung. Den Schüler:innen bieten sie jeweils die notwendigen Informationen, um die Fragen der „FinanzFührerschein“-Prüfung zu beantworten. Mit dem zugehörigen Online-Training können sie sich auf diese vorbereiten. „Ein Plus für Lehrer:innen und andere Projektleiter:innen: Die Lehreinheit ist so aufbereitet, dass sie sie mit relativ geringem Aufwand nutzen können“, sagt Martina Kenter. Während das Heft für die Schüler:innen das nötige Wissen vermittle, liefere die „Anleitung für die pädagogische Fachkraft“ einen Vorschlag, wie sich der „FinanzFührerschein“ in den Unterricht einbinden lässt. In der Praxis nutzten Lehrkräfte das Angebot vor allem im Zusammenhang mit Projektwochen, vermutet Kenter. „Grundsätzlich steigen die Abruf- und Bestellzahlen in der zweiten Schuljahreshälfte, wenn die anstehenden Projektwochen es Lehrer:innen und Schüler:innen ermöglichen, sich intensiver, über einen längeren zusammenhängenden Zeitraum mit einem Thema zu beschäftigen.“ 

Die Idee, die Kfz-Führerscheinprüfung zum Vorbild für das Bildungsprojekt zu nehmen, sei vor Jahren entstanden, erklärt Kenter: „Die Führerscheinprüfung ist ein großer Schritt im Leben eines jungen Menschen und der Führerschein das Zertifikat, das beweist, dass jemand eigenständig sicher handeln kann – dieses Ziel verfolgen wir mit dem Finanzführerschein auch für den Finanzbereich.“  

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