Wir stellen regelmäßig vor, wie Schulen aus dem Netzwerk Verbraucherbildung diese im Schulalltag umsetzen. Nachmachen erlaubt.
Immer, wenn der kleine Hunger ihren Magen knurren lässt, wissen die 800 Schüler:innen der Gemeinschaftsschule Bredstedt, wo eine Lösung wartet. Sie laufen zum seit Jahren geschätzten Schulkiosk – oder zu ihrem Fair-o-mat. Hier finden sie ein reiches Angebot an gesunden Snacks ihrer Wahl. Nüsse und Fruchtriegel von besonderer Güte locken, schmecken und sie tragen das Label des Fairen Handels. Mit dem Automaten, zu dessen großen Vorteilen auch gehört, dass er ökologisch ohne Strom funktioniert, stärkt die Schule ihr Engagement rund um die Verbraucherbildung und ihre Bestrebungen, das Bewusstsein für nachhaltigen und fairen Konsum zu schärfen.
Im Überblick
- Thema: Fair-o-mat
- Handlungsfelder: Nachhaltigkeit, Finanzen
- Klassenstufe: Klasse 9 und 10
- Lebensweltbezug: Natur- und Umweltschutz, Eigeninitiative
- Umfang/Dauer: wöchentlich
- Methoden: AG mit Werkstätten
Herangehensweise und Umsetzung
„Fair-Trade ist, wenn Bauern für ihre Ware genug Geld bekommen und keine Kinder arbeiten müssen“, formulieren die Schüler:innen auf ihrer Präsentation zum Fair-o-mat. Sie verbinden diese Erkenntnis mit einer Aufforderung an sich und die Schulkamerad:innen: „Du willst die Welt fairer machen? Kaufe Fairtrade-Produkte. Und hol Dir jetzt was aus dem Fair-o-maten in der Pausenhalle.“
Jenifer Döring ist als Lehrerin unter anderem in die Verbraucherbildung der Gemeinschaftsschule, zu der auch das Wahlpflichtangebot „Konsum und Entscheidungsvielfalt im Alltag“ zählt, eingebunden. „Unsere Schüler:innen haben auch durch den Fair-o-mat das Gefühl, etwas bewirken zu können“, weiß sie und spürt durchaus den Stolz der Kinder und Jugendlichen, etwas Gutes zu unterstützen.
Stolz können sie wahrlich sein. Denn die Initiative, das Angebot des seit zwölf Jahren existierenden und gut genutzten Schulkiosks um diese Variante zu bereichern, ging von den Schüler:innen selbst aus. Bei ihren Überlegungen, wie man die Welt fairer machen könne, stießen sie auf den klimaneutral und rein mechanisch arbeitenden Fair-o-mat. Seine „Erfinder“ – Klaus Hamelmann und Hendrik Meisel – kamen auf die Idee, ihn durch Re- und Upcycling aus alten Warenautomaten zu konstruieren. Er ist spezifiziert für die Aufnahme von fair gehandelten Produkten. Beide gewannen für ihre Idee 2012 einen Preis beim Fairtrade Award 2012 in der Kategorie Newcomer.
Jede Schule, die dem Beispiel dieser Gemeinschaftsschule in Schleswig-Holstein folgen möchte, kann sich den Automaten nach eigenen Wünschen zusammenbauen lassen. Was Jenifer Döring durchaus als Bereicherung für die Bildung wertet. Die Schüler:innen beschäftigten sich im Wahlpflichtunterricht mit den Waren, die im Fair-o-mat erhältlich sein sollen, mit den Umständen der Herstellung, gesundheitlichen Aspekten und auch mit Preisen und deren Kalkulation. „Da bündeln sich demokratische Aspekte, aber eben auch Finanzthemen und Verbraucherbildung. Das alles mit Alltagsbezug“, weiß die Lehrerin.
Die Entscheidung für den Fair-o-mat, dessen Anschaffungspreis eine örtliche Apotheke übernahm, beeinflusst die Haltung gegenüber Lebensmitteln, dem Angebot im Schulkiosk und der Mensa. Die Zusammenstellung des schulischen Mittagstisches erfolgt unter Aspekten gesunder Ernährung, umfasst eine Salatbar und verzichtet auf zuviel ungesunden Zucker.
Den liebgewonnen Schulkiosk wollen sie an dieser Gemeinschaftsschule nicht missen. Täglich werden viele verschiedene Waren angeboten, über Kakao, verschiedene Brötchen, Baguettes, reich belegtes Schwarzbrot. Eltern schmieren ehrenamtlich die Brötchen, die dann in den großen Pausen verkauft werden. Aus dem Erlös wurden ein neues Carport, Basketballkörbe und Tischtennisplatten ermöglicht. Kiosk und Automat werden nicht als Konkurrenz betrachtet. Sie ergänzen sich geradezu. Zumal der Fair-o-mat jederzeit „offen“ hat.
Die Gemeinschaftsschule Bredstedt mit Förderzentrum wurde unter anderem für diese Maßnahme als Verbraucherschule ausgezeichnet.