Jung, lässig und pleite? Jugendliche vor Letzterem zu bewahren, das hat sich der Katholische Verein für soziale Dienste in Lingen (SKM) auf die Fahnen geschrieben. Mit seinem Projekt „Krötenwerkstatt“ geht er dazu in emsländische Schulen. Was dabei im Unterricht zur Sprache kommt, erklärt Projektleiterin Gabriele Krings. Fünf Fragen an sie.
1. Frau Krings, Sie klären Jugendliche im Unterricht über den angemessen Umgang mit Geld auf. Können das die Schulen nicht leisten?
Leider nicht immer. Bei den eng getakteten Stundentafeln fehlt dafür häufig die Zeit. Und nach unserer Erfahrung und den Erfahrungen der Fachlehrer nehmen die Schülerinnen und Schüler das Thema auch viel besser auf, wenn sie darüber mit Fachleuten von außerhalb der Schule sprechen können. Das ist eine willkommene Unterbrechung des normalen Unterrichts-Ablaufs und für sie auch spannender, weil wir direkt über unsere Erfahrungen aus der Schuldenprävention sprechen.
2. Wie sehen Ihre Unterrichtsbesuche aus?
Das ist eine Mischung aus Unterhaltung und Information, keine trockene Wissensvermittlung. Wir berichten zum Beispiel von Fällen aus unserer Arbeit, von Jugendlichen, die sich schon in jungen Jahren verschuldet haben. Wie es dazu kam, wie sie das hätten vermeiden können und wo sie Hilfe finden. Ein guter thematischer Einstieg sind Smartphones mit den vielen möglichen Kostenfallen. Taschengeld ist ebenfalls ein Thema, wie man das sinnvoll einteilt. Aber auch das Glücksspiel ist Thema. Denn wer viel spielt und schlimmstenfalls süchtig wird, hat schnell ein riesiges Geldproblem.
3. Wird denn darüber in den Familien nicht gesprochen?
Über Geld leider sehr selten. Viele Jugendliche wissen schlicht nicht, was ein Einkauf kostet, was auf sie zukommt, wenn sie eine eigene Wohnung wollen oder ein Auto. Weil darüber nicht geredet wird, entwickeln sie kein Verständnis dafür, dass Geld knapp ist, erstmal verdient und dann eingeteilt werden muss. Dass Kinder das schon zuhause lernen sollten, dafür treten wir ebenfalls ein.
4. Klappt das?
Nicht wirklich. Wenn wir in der Schule Elternabende anbieten zum Thema Geld, sitzen da meist nur eine Handvoll sowieso Engagierter. Die, die wir erreichen müssten, kommen eher nicht. Vielleicht, weil sie sich schämen, über Geld zu reden. Weil es bei ihnen selbst knapp ist und sie ihre finanzielle Situation nicht offenbaren wollen. Das müsste sich ändern. Über Geld muss gesprochen werden.
5. Und wie ließe sich das ändern?
Schuldenprävention sollte viel früher ansetzen. Sie muss Kinder und ihre Eltern möglichst schon im Kindergarten mit ins Boot holen. Ihnen da zeigen, wie man preiswert ein Essen kochen kann, preiswert und gesund einkauft. Und die Eltern müssen es ihren Kindern zeigen, und zwar immer wieder. Ihnen ganz klar machen: Bevor wir etwas ausgeben, müssen wir das Geld erst verdienen. Und alle Wünsche können wir dir und uns auch nicht erfüllen.
Datum: 07.03.2016
„Über Geld wird in vielen Familien überhaupt nicht geredet“
Fünf Fragen an… Gabriele Krings vom Schuldenpräventionsprojekt „Krötenwerkstatt“