Durchblick im Finanzdschungel und Know-how in Wirtschaftsfragen – das bringt die Stiftung Warentest Jugendlichen über ihr Projekt „Finanztest macht Schule“ nahe. Wo diese Defizite haben und wie das Projekt sie zu schließen versucht, weiß Bettina Dingler von der Stiftung Warentest. Fünf Fragen an sie.
1. Frau Dingler, „Finanztest macht Schule“ – was ist das für ein Projekt?
Ein Projekt für den Wirtschaftsunterricht, an dem jährlich 100 Schulklassen ab Stufe 10 teilnehmen können. Deren Lehrerinnen und Lehrer erhalten von uns dann sechs Monate lang kostenlos Klassensätze der Zeitschrift „Finanztest“ und umfangreiche Unterrichtsmaterialien. Unser Ziel ist, die ökonomische Bildung Jugendlicher zu fördern – und zwar aus der Verbraucherperspektive heraus.
2. Warum ist das nötig? Sind die Wissenslücken Jugendlicher so groß?
Sie wissen meist sehr wenig über Geld, Wirtschaft und Finanzen. Die Themen sind ihnen oft zu kompliziert, gelten als uninteressant. In unserem Projekt wollen wir ihre Berührungsängste abbauen. Das klappt: Weil sie merken, dass diese Fragen sehr viel mit ihrem Leben zu tun haben. Da gibt es regelmäßig Aha-Erlebnisse. Etwa wenn sie mitbekommen, dass es kein „generelles 14-tägiges Umtauschrecht“ gibt oder wenn sie in einem „Spiel des Lebens“ sehen, welche Versicherungen eher nötig oder unnötig sind und so den Sinn mancher Policen hinterfragen lernen.
3. Das funktioniert?
Auf jeden Fall. Die Rückmeldungen der Lehrkräfte sind eindeutig. Sie loben den lebensnahen Unterricht und den hohen Alltagsbezug. Die Jugendlichen sehen das ähnlich. Eine Schülerin aus dem aktuellen Durchlauf meinte, es werde ja viel darüber diskutiert, was Jugendliche in der Schule überhaupt fürs Leben lernen und wie unnötig manche Inhalte seien. Deswegen fände sie das Projekt „sehr hilfreich und spannend“. Manche Themen sollten ihres Erachtens in den Lehrplan rücken, um Jugendlichen einen besseren und einfacheren Start ins Leben zu ermöglichen.
4. Haben sich die Inhalte über die Jahre gewandelt?
Selbstverständlich. Unser Projekt ist eng an die Zeitschrift „Finanztest“ gekoppelt. Und die greift aktuelle politische Streitpunkte und Entwicklungen auf, etwa die Eurokrise: Da geht es einerseits um die allgemeinen wirtschaftlichen Folgen, andererseits auch um die Auswirkungen der Krise auf Verbraucherinnen und Verbraucher. Online-Banking und Sicherheit von Banking-Apps sind auch Themen, die wichtiger geworden sind.
5. Welche Rückmeldungen kriegen Sie – von Lernenden und Lehrenden?
Durch die Bank positive. Anfangs sind die Schülerinnen und Schüler oft noch skeptisch. Aber sobald sie merken, welche Relevanz unser Projekt für sie hat, sind sie begeistert. Schließlich lernen sie ganz konkret für ihr Leben. Und das finden auch die Lehrkräfte toll. Denn sie können mit Hilfe des Projekts eher trockene Lehrplaninhalte mit aktuellen Beispielen veranschaulichen. Das motiviert – sie und ihre Schülerinnen und Schüler.