Es ist ein Thema, das Schülerinnen und Schüler ganz direkt betrifft: Die sozialen Medien und der Umgang miteinander in den digitalen Welten. Deshalb ist es Lehrerin Simone Fuchs auch nicht schwergefallen, ihre fünfte Klasse für das Projekt „Profile auf Social-Media-Plattformen“ zu begeistern. Für die Umsetzung wurden die Lehrerin und die 23 Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Rheinfelden mit dem Verbraucherschutzpreis 2019 ausgezeichnet, der dieses Jahr zum sechsten Mal in Baden-Württemberg verliehen wurde.
„Man kommt um digitale Medien nicht drum herum – weder in der Schule noch privat“, sagt Simone Fuchs im Interview. „In der Schule kann man die Nutzung in der Regel noch relativ gut begleiten oder einschränken, aber privat kommt es immer häufiger zu Problemen.“ Und genau diese Probleme sind es, die zu dem Wettbewerbsbeitrag geführt haben: Zu Beginn des letzten Schuljahres gab es in ihrer Klasse einige Fälle von Cybermobbing. Es kam zu Beschimpfungen in den sozialen Netzwerken und ein Schüler hatte sogar ein sogenanntes Fake-Profil erstellt, um an Informationen von Mitschülern zu kommen. Daraufhin organisierte Simone Fuchs einen Elternabend und arbeitete gemeinsam mit den Schulsozialarbeitern das Thema sowohl mit Schülern als auch mit den Eltern auf.
„Der Wettbewerb hat uns dann zusätzlich noch einmal die Chance gegeben, diese Probleme sinnvoll und auf eine produktiv-kreative Art aufzugreifen“, sagt Fuchs. Begonnen hat sie mit einer Einführung in die Grundlagen des Themas „Profile in Sozialen Medien“: Was passiert eigentlich mit unseren Daten, die wir online teilen? Welche Verhaltensregeln gibt es online? Welche Gefahren sollte ich als User kennen? Diese gesammelten Informationen wurden dann wiederum für die anschließende Gruppenarbeit genutzt, in der die Kinder je nach Interesse und Fähigkeiten eigene Beiträge erstellen sollten.
Erklärvideo, Power-Point-Präsentation und ein Rollenspiel
Eine Gruppe fasste die Ergebnisse aus der Einführungsphase beispielsweise in einer übersichtlichen Power-Point-Präsentation zusammen. Zwei Gruppen erarbeiteten Plakate – eines mit einem „No-Go-Profil“ und eines mit einem „How-to-be-Profil“. Eine weitere Gruppe führte eine Umfrage unter allen fünften bis achten Klassen der Schule zu der Frage durch, was alles im Internet geteilt wird. Diese Daten werteten sie wiederum aus und stellten sie in Word mit Diagrammen dar. „So kam dann auch noch praktische Medienbildung in das Projekt“, freut sich Simone Fuchs.
Noch immer ist sie vom Einsatz und Engagement ihrer damaligen Fünftklässler begeistert. Zum Thema Fake-Profile fanden sich sogar zwei Gruppen zusammen – eine erstellte ein Erklärvideo und die andere entschied sich, in einem Rollenspiel darzustellen, was es für Betroffene bedeutet, von jemandem über ein unechtes Profil ausgefragt zu werden. „Dieses Engagement hat natürlich auch etwas mit der persönlichen Betroffenheit zu tun“, weiß Fuchs. Besonders schön war dann auch für sie zu sehen, dass sich die Probleme aus dem ersten Halbjahr nach der Projektarbeit nicht mehr wiederholten.
Preisverleihung in Stuttgart
Der Gewinn des Verbraucherschutzpreises 2019 war dann eine weitere, schöne Überraschung. „Vor allem für die Schülerinnen und Schüler war das eine Bestätigung, dass sich Extra-Arbeit wirklich lohnt und wertgeschätzt wird“, meint die Klassenlehrerin der Gemeinschaftsschule Rheinfelden. Für den ersten Platz erhielt die Klasse ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro sowie einen Workshop passend zum Wettbewerbsmotto „Schütze deine Daten in der digitalen Welt“.
Der zweite Preis ging an die Klasse 7e (Schuljahr 2018/2019) des Heisenberg-Gymnasiums in Ettlingen mit ihrem Projekt „Datensicherheit in der digitalen Welt“. Dafür haben die Jugendlichen im Informatikunterricht Erklärvideos zu diesen Fragen erstellt: Was sind Daten? Wie speichert man Daten? Wie sichert man Daten? Den dritten Platz belegte die Klasse 10c (Schuljahr 2018/2019) des Enztal Gymnasiums in Bad Wildbad mit ihrem Projekt „Big Data im Internethandel – Das Ende des souveränen Konsumenten?“.
Orientierung am Leben der Kinder und Jugendlichen
Der Verbraucherschutzpreis wird vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, dem Kultusministerium und der Verbraucherkommission Baden-Württemberg vergeben. „Wir wollen Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, sich zu starken Persönlichkeiten zu entwickeln“, sagte Volker Schebesta, Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, während der Preisverleihung. „In unserer digitalen Welt spielt dabei auch ein kritischer Umgang mit digitalen Medien eine wichtige Rolle.“
Das würde Simone Fuchs wohl so unterschreiben. „Ich denke, unsere Aufgabe als Lehrkräfte sollte es sein, den Schülern den richtigen Umgang mit den digitalen und sozialen Medien zu vermitteln und sie für mögliche Gefahren zu sensibilisieren.“ In ihrer fünften Klasse ist es ihr auf jeden Fall gelungen.