Datum: 04.07.2022

Demokratiebildung braucht Medienkompetenz

Das Internet ist laut der aktuellen JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest fest im Alltag von Jugendlichen in Deutschland verankert: 88 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen sind täglich im Internet unterwegs und 21 Prozent nutzen das Internet, um sich über Nachrichten zu informieren.  Gleichzeitig berichten immer mehr junge Menschen, online aggressives und hasserfülltes Verhalten erlebt zu haben. Entscheidend ist daher, dass sie wissen, mit diesen Phänomenen umzugehen. Im Zuge der Medienbildung können Lehrkräfte die notwendigen Kompetenzen im Unterricht fördern. Unterstützung dabei bietet der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mit seinem Materialkompass.

Westend61 / Vasily Pindyurin (adobe stock)

„Der Anstieg an Desinformationen und Beleidigungen, mit welchen Jugendliche im Netz konfrontiert werden, macht erneut die Bedeutung von Medienkompetenz deutlich“, heißt es im Fazit der JIM-Studie. Denn im Vergleich zur Erhebung des Vorjahres hatten 2021 mehr Jugendliche angegeben, dass sie im Monat vor der Befragung im Internet mit den folgenden Phänomenen konfrontiert gewesen waren:

  • 58 Prozent mit Hassbotschaften (2020: 53 Prozent),
  • 56 Prozent mit extremen politischen Ansichten (2020: 45 Prozent),
  • 51 Prozent mit Verschwörungstheorien (2020: 43 Prozent),
  • 47 Prozent mit beleidigenden Kommentaren (2020: 37 Prozent) und
  • 42 Prozent mit Fake News (2020: 34 Prozent).

Lehrkräfte, die ihre Schüler:innen unterstützen möchten, mit dieser hässlichen Seite des Internets umzugehen, finden passende Unterrichtsanregungen im Materialkompass des vzbv. Mit diesem bietet der vzbv Lehrkräften ein Rechercheinstrument, das unabhängig geprüfte Unterrichtsmaterialien zu den verschiedenen Themen der Verbraucherbildung wie Medienkompetenz enthält. Für die Beurteilung der Inhalte ist ein interdisziplinäres Expertenteam verantwortlich, das die Materialien fachlich, methodisch-didaktisch sowie gestalterisch bewertet. Die nachfolgenden drei Beispiele aus dem Bereich Medienbildung tragen alle die Gesamtnote „sehr gut“:

Ethik macht klick

Beim Material „Ethik macht Klick. Meinungsbild in der digitalen Welt“ handelt es sich um ein Handbuch zum Thema „Meinungsbildungskompetenz“ der EU-Initiative klicksafe. Ziel ist es, Schüler:innen ab der vierten Klasse zu unterstützen, Fake News und Desinformationsstrategien sowie deren Folgen für die Meinungsbildung und letztlich die demokratische Gesellschaft zu erkennen. Vier Kompetenzbereiche stehen dabei im Mittelpunkt: 

  • die Methodenkompetenz (Wie informiere ich mich?), 
  • die Sachkompetenz (Welches Wissen über Medien und digitale Öffentlichkeiten habe ich?), 
  • die Sozialkompetenz (Wie verhalte ich mich in Diskussionen?) und 
  • die ethische Kompetenz (Wie kann ich eine Haltung entwickeln?).

Abschließend bietet das Handbuch zwölf Praxisprojekte, die die verschiedenen Aspekte aufgreifen. 

Extremismus im Netz erkennen

Die multimedial aufbereitete Unterrichtseinheit „Extremismus im Netz erkennen“ gehört zum Webangebot „so geht MEDIEN“ von ARD, ZDF und Deutschlandradio, federführend produziert vom Bayerischen Rundfunk. Mithilfe des Moduls sollen Lehrkräfte ihren Schüler:innen das notwendige Wissen vermitteln können, um aktuelle Strategien von extremistischen Akteur:innen zu erkennen, einzuordnen und wenn möglich selbst gegen sie aktiv zu werden. Das Dokument zum Stundenablauf bietet neben methodisch-didaktischen Hinweisen Sachinformationen für den Einstieg und als Hintergrundwissen für die Lehrkraft. Die Unterrichtseinheit ist für die Jahrgänge 9 und 10 konzipiert und umfasst 45 Minuten.

Hass in der Demokratie begegnen

Die Materialsammlung „Hass in der Demokratie begegnen“ des Vereins Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter widmet sich den Erfahrungen und Begegnungen von Schüler:innen mit Rechtsextremismus, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Hate Speech, unter anderem im Internet. Schüler:innen erfahren Hintergründe und Zusammenhänge und sollen sich – bezugnehmend auf ihre eigene Lebenswelt – anhand verschiedener Methoden und Medien Reaktions- und Handlungsmöglichkeiten erarbeiten. Die Aufgaben umfassen Material- und Arbeitsblätter sowie didaktische Begleittexte. Die Inhalte eignen sich für den Unterrichtseinsatz ab der 7. Klasse. 

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