Datum: 04.08.2014

Warum es den Homo Oeconomicus nicht gibt

Verhaltensökonomische Lernexperimente

(c) Igor Ovsyannykov - pexels - CC0

Verbraucher handeln im täglichen Leben nicht immer rational, sondern oft unzulänglich und in manchen Fällen sogar regelrecht vernunftwidrig. Warum ist das so? Und welche Lehren kann man daraus für sein eigenes  wirtschaftliches Handeln ziehen? Das aktuelle Material der Woche versucht diese Fragen anhand von kurzen verhaltensökonomischen Experimenten zu klären und aufzudecken, warum Konsumenten so handeln und entscheiden, wie sie es tun. 

Die vom Sparkassen Schulservice herausgegebene Publikation „Verhaltensökonomische Experimente: wirtschaftliche Entscheidungssituationen im Unterrichtsexperiment“ richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe I und II. Sie finden in ihr zehn Experimente, die sich jeweils in einer Schulstunde durchführen lassen. Unabhängige Bildungsexperten, die das Material im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands auf den pädagogischen Prüfstand gestellt haben, bewerten es mit der Gesamtnote „gut“.

Lernexperimente im Unterricht 

Das aktuelle Material der Woche zeigt in zehn kurzen Experimenten, warum Menschen bei wirtschaftlichen Entscheidungen nicht immer vernünftig handeln und wie sich das erklären lässt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Entscheidungssituationen, in denen Verbraucher sich nicht mehr in erster Linie von rationalen Erwägungen leiten lassen, sondern von Affekten und Emotionen – also anders, als es der in vielen ökonomischen Modellen zugrunde gelegte „Homo Oeconomicus“ tun sollte. Die Autoren sprechen hier von Anomalien. Ihre Experimente decken diese auf und helfen, die psychologischen Grundlagen individuellen Handelns in ökonomisch relevanten Entscheidungssituationen aufzudecken. Jugendliche lernen so, ihr eigenes Verhalten als Marktteilnehmer aus einer neuen Perspektive zu beobachten, auszuwerten und kritisch zu reflektieren. 

Das können Schülerinnen und Schüler lernen  

Die zehn in das Material aufgenommen Experimente widmen sich solchen Anomalien während des gesamten Informations- und Entscheidungsprozesses. Sie zeigen zum Beispiel, dass bei der Bewertung von Informationen Vergleiche eine wichtige Rolle spielen und diese die Entscheidungsfindung verzerren können oder dass viele Entscheidungen nicht zukunftsorientiert sind, sondern durch in der Vergangenheit Erlebtes beeinflusst werden. In einem weiteren Experiment zeigen die Autoren, dass Menschen dazu neigen, Erfolge den eigenen Fähigkeiten und Misserfolge den Umständen zuzuschreiben. Wer jedoch überwiegend an vergangene Erfolge denkt, neigt ebenso dazu, sich und die eigenen Fähigkeiten permanent zu überschätzen. Sämtliche in die Broschüre aufgenommen Experimente lassen sich unabhängig voneinander durchführen.

Service für Lehrerinnen und Lehrer

Das aktuelle Material der Woche bündelt die einzelnen Schulexperimente auf jeweils einer Doppelseite, die eine Übersicht über das Thema und den Inhalt des Experimentes gibt. Leitfragen erleichtern die Auswahl eines passenden Experiments für den Unterricht. Arbeitsblätter, Ablaufpläne und Interpretationshilfen wer-den auf einer passwortgeschützten Website bereitgestellt. Die Zugangsdaten finden sich in der Broschüre. Einsetzen lässt sich das aktuelle Material der Woche unter anderem in den Fächern Wirtschaft und Verbraucherbildung sowie in den Gesellschaftswissenschaften.