Datum: 25.10.2022

Das FÖJ: ein Thema für den Unterricht

Ein freiwilliges ökologische Jahr (FÖJ) ist längst nicht nur etwas für Klimaativist:innen. Es bietet jungen Erwachsenen ungeahnte Chancen und stößt sie immer wieder auf das Thema Nachhaltigkeit. Gute Gründe, warum auch die Schulen mehr über das FÖJ informieren sollten. Einen Einstieg liefert der Förderverein ökologische Freiwilligendienste, Erfahrungsberichte aus erster Hand das Projekt Freiwilligenbotschafter:in.

Jacob Lund, Adobe Stock

Das Interesse junger Erwachsener an den Freiwilligendiensten ist groß: 56 Prozent können sich vorstellen, ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr zu absolvieren, fand die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung im Rahmen einer Studie heraus. Die Mehrheit der Befragten fühlt sich aber unzureichend informiert und wünscht sich strukturiertere Auskünfte – insbesondere in der Schule. Das vom Bund unterstützte Projekt „Freiwilligen Botschafter:in“ geht genau auf diesen Wunsch ein: Es bildet ehemalige Freiwilligendienstler:innen zu Botschaftern:innen aus. Auf Anfrage der Schulen kommen diese dann in den Unterricht, berichten über ihre Erfahrungen und versuchen, möglichst viele Fragen zu beantworten.

Viele gute Gründe für ein FÖJ

Mit dem Vorurteil, dass ein FÖJ nur etwas für angehende Bio-Bauern oder Klimaaktivist:innen ist, räumt Franziska Pfeiffer, Referentin für das FÖJ beim Landesjungendring Brandenburg Trägerwerk, gleich auf: „Natürlich sollte eine Offenheit für ökologische Themen und Nachhaltigkeit bestehen. Aber es gibt deutlich mehr Einsatzorte als einen Bio-Bauernhof oder einen Umweltverband für einen FÖJler.“ Mehr als 3000 sind es allein in Deutschland. Dazu gehören Waldkindergärten, Jugendeinrichtungen, Naturparks, Unverpacktläden, aber auch Städte, Landkreisämter, Stiftungen, Forschungsstellen, Reitschulen und auch Energie-Unternehmen. Und so vielfältig wie die Einsatzorte seien auch die Aufgaben, die dort auf die FÖJler warten. „Jugendliche, die sich gerne mit Statistik und Wissenschaft beschäftigen werden, finden deshalb genauso einen FÖJ-Einsatzstelle wie andere, die in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aktiv werden wollen, oder die, die gerne bei Aussaat und Ernte auf dem Feld mitanpacken möchten.“

Ebenso seien aber auch junge Erwachsene, die sich politisch engagieren wollen, beim FÖJ richtig. Zum einen, wenn sie eine Einsatzstelle bei einem Verband finden, zum anderen wählen die FÖJler eines Jahrgangs sowohl Gruppen- als auch Landes- und Bundessprecher:innen, die sich für das FÖJ engagieren – beispielsweise für ein höheres Taschengeld oder höhere Mietkostenzuschüsse. „Das FÖJ bietet daher auch die Chance, sich mit anderen zu vernetzen und einmal bundesweit zu agieren“, erklärt die Referentin.

Weiter spreche für ein FÖJ, dass es den jungen Erwachsenen nach dem meist stressigen Abschluss der Schullaufbahn Zeit zum Durchatmen gebe. „Hier können sie praktische Erfahrungen sammeln und sich in Ruhe darüber klar werden, wo es beruflich hingehen soll, was es heißt, 40 Stunden pro Woche in einem bestimmten Job zu arbeiten, und so lässt sich viel besser eine fundierte Entscheidung treffen“, so Pfeiffer. Nicht zuletzt kann mit einem zwölfmonatigen FÖJ der praktische Teil der Fachhochschulreife abgeleistet werden, für einige Ausbildungs- und Studiengänge wird es als Vorpraktikum anerkannt, und auch als Wartesemester für einen zulassungsbeschränkten Studiengang wird das FÖJ angerechnet.

Einsatzstelle finden, Bewerbung schreiben

Bleibt die Frage: Wie findet man einen passenden Einsatzort? Ein bundesweit gültiger Tipp: Über die Website des Fördervereins Ökologische Freiwilligendienste. Denn: Dort findet sich eine Liste mit allen etwa 50 Trägern, die das FÖJ deutschlandweit organisieren, dabei aber meist nur auf Landesebene agieren. Auf deren Websites wiederum finden sich die verschiedensten Einsatzstellen. „Wer sich nicht sicher ist, welche Stelle passt, findet bei den Trägern aber immer auch Ansprechpartner, die weiterhelfen“, so Pfeiffer.

Ist die Entscheidung gefallen, heißt es, sich beim zuständigen Träger zu bewerben. „Die Erfahrung zeigt, dass es am günstigsten ist, sich Anfang des Jahres, zumindest aber vor der Abschlussprüfungszeit, für ein FÖJ, das am 1. September beginnt, zu bewerben“, rät die Referentin. Denn erst in dieser Phase nach einer Einsatzstelle zu suchen, sie sich anzuschauen und zu überlegen, ob es das Richtige ist, sei wenig praktikabel. „Und nach den Prüfungen ist es oft zu spät, da sind viele Einsatzstellen schon belegt“, berichtet Pfeiffer.

Lehrkräften, die über das FÖJ informieren wollen, empfiehlt sie daher, das Thema nach den Weihnachtsferien anzugehen. „Dann bleibt für die Interessenten noch genug Zeit, sich intensiver damit zu beschäftigen und Infos zu sammeln“, sagt sie.

Ein paar Basisinfos liefert sie gleich mit: Bundesweit einheitlich ist, dass das FÖJ vom 1. September eines Jahres bis zum 31. August des Folgejahres dauert. Die Arbeitszeit in der Einsatzstelle beläuft sich in aller Regel auf 40 Stunden pro Woche – wobei auch Teilzeitangebote bestehen. Für diese Arbeit erhalten die FÖJler ein Taschengeld, das allerdings je nach Bundesland unterschiedlich hoch ausfällt. Weiter stehen ihnen in aller Regel wie Auszubildenden 24 Urlaubstage zu. Hinzu kommen 25 Seminartage, die sie zusammen mit den anderen FÖJlern des jeweiligen Trägers verbringen.

Diese Seminarfahrten sieht Pfeiffer als weiteren großen Vorteil eines FÖJ an: „Denn hier finden die jungen Erwachsenen Gleichgesinnte, mit denen sie sich nicht nur über die Herausforderungen ihrer Dienste austauschen, sondern auch viel diskutieren.“ So gehe es beispielsweise immer wieder um die Frage, wie man nachhaltig leben kann. „Vor allem aber wachsen sie zu einer Gruppe zusammen, die den Kontakt meist noch weit über das FÖJ hält“, erzählt die Referentin. Selbst wenn der berufliche Weg nach dem FÖJ in eine ganz andere Richtung geht – vertan war die Zeit auf keinen Fall.