Datum: 18.12.2019

Diskussion um persönliche Daten - Denkanstöße für die digitale Gesellschaft

Veranstaltung des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen

Der Rechtswissenschaftler Cass Robert Sunstein von der Harvard University diskutierte über Manipulation und Transparenz. © photothek GbR

Wir hinterlassen ständig Spuren: Jeder Online-Einkauf, jede Suchanfrage und jeder Like in sozialen Medien verrät etwas mehr über uns. Das bedeutet auch, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in einem bisher unbekannten Maß digital erfasst, analysiert und bewertet werden können. Der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen (SVRV) hat sich mit diesem Thema beschäftigt und zur Diskussion eingeladen.

„Personalisierung im Zeitalter der Digitalisierung: Fluch oder Segen für die Verbraucherpolitik?“ so laute der Titel der Diskussionsveranstaltung, zu der der SVRV am 11. Dezember eingeladen hatte. Die Ausgangsüberlegung: Alle Elemente, die die wirtschaftliche Lage der Verbraucherinnen und Verbraucher definieren, können mithilfe moderner Digitaltechnologien heute individuell gestaltet und passgenau zugeschnitten werden – Werbung, Preise, Informationen über Waren und sogar die rechtlichen Grundlagen einer Vertragsbeziehung selbst.

„Diese technischen Entwicklungen werden der Verbraucherpolitik und dem Verbraucherrecht neue Potenziale erschließen. Gleichzeitig werden sie neue Gefahren mit sich bringen“, so der SVRV. Beispielsweise sei es Unternehmen möglich, immer mehr Daten ihrer Kunden zu sammeln und dadurch personalisierte Angebote zu machen – und das dank mobiler Endgeräte 24 Stunden am Tag.


Rechtswissenschaftler Cass Sunstein fordert mehr Transparenz

Einer der Redner der Veranstaltung war der Rechtswissenschaftler Cass Robert Sunstein, der an der Harvard University (USA) lehrt und zum Thema Recht und Verhaltensökonomik forscht. Er ist bekannt für seine Forschung zum Thema „Nudging“, also der Idee, das Verhalten von Menschen ohne Verbote und dafür mit „leichten Anstupsern“ in die richtige Richtung zu verändern. Zusammen mit dem Nobelpreisträger Richard Thaler hat er 2008 das Buch „Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstößt“ veröffentlicht.

Der Titel seines Vortrags der Diskussionsveranstaltung in Berlin lautete „The right not to be manipulated“ (Das Recht, nicht manipuliert zu werden). Er stellte fest: „Unter Manipulation können wir die Ausbeutung eines Mangels an Informationen verstehen. Der Ausbeuter hat dabei das Ziel, sich einen ökonomischen oder anderweitigen Gewinn zu verschaffen – auf Kosten des Ausgebeuteten.“ Denn natürlich funktioniert „Nudging“ auch, um Menschen zu weniger klugen Entscheidungen anzustoßen. Zudem gebe es immer mehr Tricks, mit denen Verbraucher über Webseiten oder Apps dazu gebracht würden, mehr oder weniger unbewusst Dinge zu kaufen oder Verträge zu unterschreiben.

Deshalb forderte Sunstein als Fazit vor allem mehr Transparenz. Verbraucherinnen und Verbraucher müssten über die Bedingungen von Verträgen, über die Preisgestaltung und auch über die Taktiken von Unternehmen besser informiert werden, um mögliche Beeinflussung zu erkennen. Zudem sei es Aufgabe der Politik, die Verbraucherinnen und Verbraucher an dieser Stelle besser zu schützen.

 

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