Immer mehr Webseiten informieren zum Thema Finanzen und Geldanlagen – oft mit eigenen Interessen dahinter. Ein Gegenangebot macht die von der ARD in Leben gerufene Seite „meinkohleeinstieg.de“. Doch Thomas Beutler, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Saarland, sagt auch hier: „Vorsicht!“, denn selbst bei unabhängigen Angeboten müssen einzelne Inhalte kritisch hinterfragt werden.
Der erste Schritt, wenn man sich Informationen auf einer Webseite anschaut, sollte immer sein: Überprüfen, wer eigentlich dahintersteckt. Bei der Internetplattform „Mein Kohleeinstieg“ prangt das Logo der ARD (der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland) direkt auf der Startseite. Das sei zumindest ein Zeichen für unabhängige Informationen, wie Finanzexperte Thomas Beutler bekräftigt.
Gut und auch für Lehrkräfte zu empfehlen sei deshalb beispielsweise das dort aufgeführte „Kohle ABC“ mit den Grundlagen finanzieller Bildung. Darin wird beispielsweise erklärt, was eine Aktie ist, wie der Dax funktioniert oder was der Begriff Rendite meint. Kritisch sieht Beutler allerdings, dass Blogger oder Youtuber uneingeschränkt empfohlen werden, ohne zu erläutern, ob deren Inhalte möglicherweise auch interessengeleitet sind oder nicht zielführende Informationen anbieten. Zudem finden sich bei „Mein Kohleeinstieg“ auch Tipps, die der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Saarland nicht ohne Vorbehalte unterstützen würde. So heißt es beispielsweise in einem Artikel in der Rubrik „Schacht für Schacht“: „Wenn Du gern mal zockst und Dich Verluste nicht abschrecken, kannst Du auch mal etwas mehr wagen. Dann bieten sich zum Beispiel Einzelaktien, der Handel mit Optionen oder Hebelinstrumente an.“
Lehrkräfte stehen vor dem Problem der großen Informationsauswahl
Für Thomas Beutler zeigt das Beispiel von „Mein Kohleeinstieg“ deutlich, vor welcher Herausforderung Lehrkräfte stehen, wenn es um die Vermittlung von Finanzwissen stehen: Die Auswahl an Informationen ist riesig und unübersichtlich. „Für Lehrkräfte, die ja keine Profis sind, ist es sehr schwierig, gute Inhalte zu finden und sie uneingeschränkt zu empfehlen. Denn auch wenn Informationen generell unabhängig sind, finden sich immer mal wieder umstrittene Aussagen darin.“ Seine Hoffnung ist, dass es mit der zunehmenden Relevanz von Finanzbildung in der Schule auch mehr Portale geben wird, die geprüfte Lerninhalte für Lehrkräfte zur Verfügung stellen. Die Verbraucherzentralen wollen in Zukunft ebenfalls vermehrt solche unterstützenden Angeboten zur Verfügung stellen.
Bis es jedoch soweit ist, lautet sein Tipp an Lehrkräfte: Vor allem Grundlagen vermitteln. So sollten Jugendliche beispielsweise darüber aufgeklärt werden, dass es definitiv kein Geheimrezept gebe, um schnell reich zu werden. Leider sei es für junge Leute häufig reizvoller, ins schnelle Geld zu investieren, als sich über eine langfristige Finanzplanung Gedanken zu machen. „Gerade in sozialen Netzwerken tummeln sich viele schwarze Schafe, die dann auf eine uninformierte Zielgruppe treffen“, warnt Beutler mit Blick auf die Schülerinnen und Schüler.
Neue Studie der Comdirekt Bank: Fehlendes Finanzwissen
Eine aktuelle Studie der Comdirekt Bank bestätigt erneut, was schon viele andere Studien und Experten in der Vergangenheit bemängelt haben: Junge Leute haben große Lücken in der Finanzbildung. Konkret zeigt die aktuelle „comdirect Jugendstudie 2019“, für die 1.600 Personen zwischen 16 und 25 Jahren befragt wurden, beispielsweise, dass die Mehrheit der Befragten, Grundbegriff wie Dax, Rendite oder Liquidität nicht erklären können.
Die Frage für Schulen ist: Wie sollen Lehrkräfte solche Themen aufgreifen? Denn nicht nur Informationswebseiten sind oftmals von Interessen getrieben, auch Lehrmaterialien kommen häufig von Unternehmen oder Verbänden, die eigenen Ziele damit verfolgen. Mit Blick darauf sei es dann teilweise doch besser, auf die Angebote von privaten Bloggern zurückzugreifen, die zwar in der Regel keine Profis seien, aber dennoch viele gute Infos zur Verfügung stellen würden, meint Thomas Beutler. Am ehesten würde er zurzeit Finanzwesir und Zendepot empfehlen. Natürlich ebenfalls unter Vorbehalt und mit dem Hinweis: Lieber jedes Video und jeden Beitrag einzeln prüfen, bevor er an Schülerinnen und Schüler weitergegeben wird.