Datum: 15.10.2013

Forscher: Gratis-Unterrichtsmaterialien aus dem Netz oft mit Mängeln

Verkürzte und einseitige Darstellungen

(c) pixabay.com - CC0

Wie gut sind kostenlos im Internet angebotene Unterrichtsmaterialien? Forscher der Universität Augsburg sind dieser Frage nachgegangen und haben jetzt erste Ergebnisse ihrer Recherchen vorgelegt. Vor allem Angebote von Unternehmen fielen negativ auf.

Die Wissenschaftler haben unter anderem untersucht, welche Organisationen eigene Unterrichtsmaterialien anbieten und ob sie die behandelten Themen mit der erforderlichen Neutralität darstellen. Auf den Prüfstand kamen neben Materialien für Fächer wie Deutsch oder Mathematik sogenannte Themencluster, namentlich die Schwerpunkte „Soziale Marktwirtschaft“ und „Nachhaltigkeit“.

Erhebliche Qualitätsunterschiede offenbarten sich den Wissenschaftlern vor allem zwischen Materialien, die von Unternehmen angeboten werden, und jenen von öffentlichen Einrichtungen, Stiftungen oder Vereinen. Während Letztere überwiegend ideologie- und werbefreies Unterrichtsmaterial ins Netz stellten, enthielten die untersuchten kommerziellen Angebote teils „implizite Kaufanregungen, Produkt- und Markenabbildungen“, so die Forscher. 

Negativ fielen auch Unterrichtsmaterialien von Wirtschaftsunternehmen zum Thema Nachhaltigkeit auf. Teils führten sie „Produkte als positive Beispiele für Nachhaltigkeits-Strategien“ auf, teils klammerten sie bestimmte Sichtweisen aus – was den Forschern zufolge „den pädagogisch-didaktischen Grundprinzipien der Multiperspektivität und Kontroversität widerspricht“.

Die ersten Ergebnisse der Forschungsgruppe um Prof. Dr. Eva Matthes und Prof. Dr. Dr. Werner Wiater decken sich mit Erkenntnissen des Verbraucherzentrale Bundesverbands vzbv. Die Verbraucherschützer lassen Unterrichtsmaterialien zu verbraucherrelevanten Themen ständig durch unabhängige Bildungsexperten bewerten und veröffentlichen die Ergebnisse in einer Online-Datenbank, dem Materialkompass Verbraucherbildung.

Eine Analyse der bis Frühjahr 2012 zusammengetragenen Bewertungsergebnisse zeigte, dass Unterrichtsmaterialien von Unternehmen oder wirtschaftsnahen Institutionen signifikant mehr Defizite aufweisen als Materialien der öffentlichen Hand oder nicht-kommerzieller Interessensverbände. Laut vzbv leidet die Qualität der von Unternehmen angebotenen Unterrichtsmaterialien vor allem an einer „einseitigen und interessengeleiteten Darstellung von Fachinformationen“.