Digitale Medien haben im schulischen Kontext durch den pandemiebedingten Distanz- und Wechselunterricht erheblich an Bedeutung gewonnen; gleiches sollte infolgedessen für das Thema Datenschutz gelten. Denn: Die Möglichkeit „über die Schule an die Daten von Kindern zu kommen, ist noch größer geworden“, sagt Medienpädagogin Jessica Wawrzyniak vom Verein Digitalcourage. Lehrkräfte sollten deshalb wissen, wie sie ihre Daten und die der Schüler:innen schützen – und wie sie für das Thema sensibilisieren können.
Schon seit 1987 engagiert sich der Verein Digitalcourage für die Grundrechte und den Datenschutz. In seiner Bildungsarbeit setzt das Vereinsteam dabei unter anderem darauf aufzuzeigen, wo Menschen ihre persönlichen Daten überall preisgeben, wer sie speichert – etwa Unternehmen, Werbeindustrie, Behörden – und wie diese Stellen die Daten anschließend nutzen. „Dadurch, dass sie diese Daten bekommen, machen wir uns immer gläserner und manipulierbarer“, mahnt Wawrzyniak.
Dieser Einstieg ins Thema eignet sich laut der Medienpädagogin auch für Schüler:innen. Vorausgesetzt der Lehrkraft gelingt es zu verdeutlichen, dass und wie Heranwachsende selbst davon betroffen sind. „Das Thema Datenschutz ist abstrakt, man muss es daher aus dieser Abstraktion herausholen – am besten mit konkreten Beispielen.“ Je nach Alter der Schüler:innen lassen sich dafür etwa konkrete IT-Sicherheitslücken bekannter Apps nutzen wie TikTok, WhatsApp oder Instagram, um zu zeigen: „Es geht hier um euch, um eure Daten, um ganz persönliche individuelle Informationen über euch.“
Schon in der dritten oder vierten Klasse sollten Lehrkräfte das Thema inhaltlich im Unterricht aufgreifen, empfiehlt Wawrzyniak. Der Grund: „Ganz viele Schülerinnen und Schüler bekommen zum Übergang auf die weiterführende Schule ein eigenes Smartphone, spätestens in der fünften oder sechsten Klasse müssen sie mit Tablets arbeiten.“ Niedrigschwellig lasse sich beispielsweise thematisieren, wie Algorithmen arbeiten. Wenn-dann-Funktionen könnten Lehrer:innen anhand bekannter Alltagssituationen erklären: „Zum Beispiel ein Kind, dass sich vor dem Abendessen die Hände waschen soll: Erst die Hände waschen, dann gibt es das Abendessen – und nur dann. Das ist sozusagen ein kleiner Algorithmus, also eine kleine Wenn-dann-Folge.“ Auf diesen Grundlagen ließe sich an den weiterführenden Schulen aufbauen. Die Frage „Wie wirken sich Algorithmen auf die Informationsbeschaffung aus?“ führe etwa zu den Themen Fake News, Filterblasen und personalisierte Werbung.
Doch Datenschutz ist nicht nur ein wichtiges Unterrichtsthema, sondern auch eine verantwortungsvolle Aufgabe der Schulen, wie Jessica Wawrzyniak betont. Zu Unrecht gelte der Datenschutz als Bremse der Digitalisierung. Oftmals führe mangelndes Wissen rund um Datenschutzbestimmungen dazu, dass Lehrkräfte aus Unsicherheit auf neue Software verzichteten. „Lehrkräfte sind im Fall von Datenmissbrauch zum Beispiel nur verantwortlich, wenn sie eine Software eingesetzt haben, ohne diese mit der Schulleitung abzusprechen“, erklärt Wawrzyniak. Grundsätzlich empfiehlt sie freie, nicht-kommerzielle Software und Programme: „Es gibt wirklich in jedem Bereich bereits freie Alternativen, sei es für Videokonferenzen, Bildbearbeitung oder Klassenverwaltung.“ Bei dieser Art der Software steht der Quellcode frei zur Verfügung, wodurch offenliegt, wie die Software im Hintergrund arbeitet und wohin Daten abfließen. Es sei allerdings nicht Aufgabe der Lehrkräfte, den Quellcode selbst zu prüfen, sondern Aufgabe der Politik Lehrer:innen eine Auswahl vorab sorgfältig kontrollierter Software an die Hand zu geben, fordert Wawrzyniak. Alternativ bietet der Verein Digitalcourage eine Übersicht mit mittlerweile über 150 überprüften Programmen, die sich auch für den schulischen Einsatz eignen.
Zwei Onlinefortbildungen rund um den Datenschutz
In einer zweiteiligen Fortbildungsreihe Ende Januar vermittelt Medienpädagogin Jessica Wawrzyniak vom Verein Digitalcourage zunächst die Datenschutz-Grundlagen, bevor sie sich spezifisch dem Datenschutz in Bildungseinrichtungen zuwendet – inklusive Tipps für empfehlenswerte Software und die Unterrichtsgestaltung. Zur Anmeldung: