Datum: 14.07.2017

„Lehrkräften fehlen Anregungen, wie sie Verbraucherbildung integrieren können“

Werkstatt „Schule und Verbraucherbildung“

Teilnehmer im Workshop - c_sabine_schulz-greve_-_technische_universitaet_berlin

Quelle: (c) Sabine Schulz-Greve / TU Berlin

In Berlin und Brandenburg soll Verbraucherbildung ab dem kommenden Schuljahr fächerübergreifend vermittelt werden. Was es konkret heißen kann, Schüler zu verantwortungsbewussten Konsumenten auszubilden, erfuhren Lehrkräfte und Schulleiter bei der Werkstatt „Schule und Verbraucherbildung“ am 6. Juli in Berlin.

In Diskussionen, Workshops und gemeinsamen Gesprächen setzten sich 75 Lehrkräfte und Schulleitungen mit einer Frage auseinander: Wie lässt sich Verbraucherbildung in den täglichen Unterricht integrieren? Denn der 2015 in Kraft getretene Rahmenlehrplan der Bundesländer Berlin und Brandenburg sieht vor, dass ab dem Schuljahr 2017/18 Verbraucherbildung auf dem Stundenplan steht. Dazu führt er Themen und Inhalte für 28 Unterrichtsfächer auf und nennt darüber hinaus Kompetenzen, die fächerübergreifend vermittelt werden sollen.

Doch obwohl der Orientierungs- und Handlungsrahmen (OHR) Verbraucherbildung den Rahmenlehrplan präzisiert, sieht Dr. Vera Fricke, Leiterin der Stabsstelle Verbraucherbildung im Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv), noch weiteren Handlungsbedarf: „Lehrkräften fehlen häufig greifbare Anregungen, wie sie Verbraucherbildung in die bestehenden Fächer wie Mathe oder Deutsch integrieren können.“ An diesem Punkt setze die Werkstatt „Schule und Verbraucherbildung“ an – mit konkreten Beispielen, Projekten und Materialien.

Anforderungen an die Politik formuliert

Insgesamt wurden acht Workshops angeboten, in denen es darum ging, wie Lehrerinnen und Lehrer kritisches Konsumverhalten bei Ihren Schülerinnen und Schülern fördern können – im fachlichen Kontext oder auch im überfachlichen Kontext. Praktische Projekte zeigten der Workshop zur „Auszeichnung Verbraucherschule“ sowie der Workshop zum Wettbewerb „Jugend testet“ auf. Dieses inhaltliche Programm ergänzte der Marktplatz, auf dem sich Akteure präsentierten und die Teilnehmer untereinander ins Gespräch kommen konnten. Den Abschluss bildete eine Diskussionsrunde zu dem Thema: „Anforderungen an die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (SenBJF) und das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) für eine erfolgreiche Implementierung des OHR Verbraucherbildung“.

Dr. Vera Fricke zieht ein klares Fazit aus dieser Gesprächsrunde: „Mit dem OHR ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Verbraucherbildung in Berlin und Brandenburg gegangen. Nun braucht es aber wesentlich mehr Unterstützung für die Schulen.“ Dabei ginge es zum einen um konkrete Umsetzungsmöglichkeiten, zum anderen um Ressourcen, die notwendig seien, um beispielsweise Fortbildungsangebote zu schaffen.

Es mangelt an begleitenden Lernmitteln

Die Werkstatt „Schule und Verbraucherbildung“ machte auf ein weiteres Problem aufmerksam: Da es bisher keine begleitenden neuen Lernmittel gibt, sind die Lehrkräfte auf die eigene Recherche von Materialien angewiesen. Das ist insofern problematisch, als die Qualität der frei im Internet erhältlichen Unterrichtmaterialien, auf die viele Lehrer zurückgreifen, stark variiert – doch für eine Qualitätsprüfung fehlt häufig die Zeit. Damit Schule nicht als Einfallstor von Interessengruppen missbraucht wird, stellte der vzbv den Teilnehmern seinen Materialkompass als ein hilfreiches Instrument vor, das durch die Prüfung von unabhängigen Experten Standards für Werbefreiheit und Multiperspektivität setzt.

Veranstaltet wurde die Werkstatt „Schule und Verbraucherbildung" von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM), der TU Berlin, der Stiftung Warentest sowie dem vzbv.

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Der Berliner Orientierungs- und Handlungsrahmen Verbraucherbildung

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