Datum: 18.09.2023

Mehr Verbraucherbildung statt mehr Fächer an Schulen

Ein Beitrag von Dr. Vera Fricke, Leiterin Team Verbraucherbildung im vzbv

Soll ich mir das neue Smartphone kaufen? Wie unabhängig ist meine Lieblings-Social-Media-Influencerin bei Produktempfehlungen? Sind Ratenzahlungen ein gutes Mittel? Unser Alltag ist voller Konsumfragen. Vor allem junge Menschen sind eine beliebte Zielgruppe von Unternehmen. Deshalb müssen Verbraucherinnen und Verbraucher möglichst früh im Leben Werbung und Angebote kritisch hinterfragen können. Dazu gehört auch das Wissen, wo sie seriöse Quellen und unabhängigen Rat finden.

Die Voraussetzungen dafür müssen in der Schule gelegt werden. Nur so können Kinder und Jugendliche chancengleich Verbraucherkompetenzen erlangen und selbstbestimmt im Alltag entscheiden. Längst nicht alle haben das Glück, von ihren Eltern kompetent begleitet zu werden. Insofern ist der aktuelle Vorschlag von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) richtig, die Finanzbildung an Schulen zu stärken. Ein eigenes Schulfach braucht es dafür aber nicht. Finanzbildung sollte vielmehr eingebettet sein in eine umfassende Verbraucherbildung, die unter anderem auch gesunde Ernährung und Medienkompetenzen stärkt sowie nachhaltigen Konsum fördert.

Portraitfoto von Vera Fricke

Quelle: Baumbach/ vzbv

Dr. Vera Fricke
Leiterin Team Verbraucherbildung im Verbraucherzentrale Bundesverband

Die Kultus- und Verbraucherschutzministerien sollten gemeinsam einen neuen Anlauf nehmen, damit Verbraucherbildung endlich flächendeckend in Schulen ankommt.

Die gute Nachricht: Die Grundlage für Verbraucherbildung an allen Schulen und Klassenstufen ist da. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat sie 2013 geschaffen. Doch zehn Jahre nach der KMK-Empfehlung zu Verbraucherbildung warten die Schülerinnen und Schüler weiterhin vergebens auf einen Durchbruch. Zu unverbindlich waren die Vorgaben. Die Umsetzung hängt am Ende zu oft am Engagement einzelner Lehrkräfte.

Deshalb fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) eine bessere Unterstützung von Schulen und Lehrkräften. Beispielsweise mit verbindlichen Vorgaben zu Verbraucherbildung in den Lehrplänen aller Bundesländer, guten Weiterbildungsmöglichkeiten und Unterrichtsmaterialien für verschiedene Fächer.

Anknüpfungspunkte gibt es ohne Ende: Geldfragen passen gut in den Mathematik-Unterricht. Sachkunde-Stunden könnten die Werbeindustrie in den Blick nehmen. Was zu viel Zucker mit dem Körper macht, ist ein geeignetes Thema für die Naturwissenschaften.

Die Kultus- und Verbraucherschutzministerien sollten gemeinsam einen neuen Anlauf nehmen, damit Verbraucherbildung endlich flächendeckend in Schulen ankommt.

Hinweis: Dieser Text erschien am 14.9.2023 in der Frankfurter Rundschau.