Datum: 01.06.2015

„Schule muss die Zerstückelung von Konsumthemen überwinden“

Fünf Fragen an… Dr. Daniel Fischer

(c) sendos - pixabay - CC0 Public Domain

Weg von einzelnen Projekten, hin zur festen Verankerung im Bildungswesen – das hat sich nicht nur die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) auf die Fahnen geschrieben. Auch die Bildung für nachhaltigen Konsum (BNK) will dahin. Wie kann das klappen? Fünf Fragen an den Bildungsforscher Dr. Daniel Fischer. 

1. Herr Dr. Fischer, Bildung für nachhaltigen Konsum – was will die erreichen? 

Einen kritischen Blick auf unsere Konsumgesellschaft. Bildung für nachhaltigen Konsum will verdeutlichen, welche Folgen Konsumentscheidungen haben können –  für Mensch und Umwelt, heute und in Zukunft. BNK geht es aber auch darum, neue Ideen vom „guten Leben“ auszuprobieren. Vom „guten Leben“ jenseits des Konsums.

2. Wie BNE soll sich auch BNK wandeln – „vom Projekt zur Struktur“. Was verbirgt sich hinter dieser Formel? 

Die letztes Jahr beendete BNE-Weltdekade hat in hunderten Projekten gezeigt, wie Bildung, Nachhaltigkeit und Konsum neu gedacht und gelebt werden können. Jetzt geht es darum, dass wir die gewonnenen Ideen und Einsichten systematisch in unsere Bildungssysteme verankern. Die Schulen auf Nachhaltigkeitskurs bringen, und das nicht nur im Lehrplan, auch beim Mensaangebot oder im Zuge von Klassenfahrten. 

3. Kann das klappen? 

Ja, da ist schon viel auf dem Weg. Fragen des Konsums, der Verbraucherbildung, stehen in einigen Bundesländern auf den Lehrplänen. Oft werden BNK-Inhalte aber noch zerstückelt, in verschiedene Fächer. Dadurch wird es schwer, Zusammenhänge zu erkennen und herzustellen. Besser wären hier Curricula, die die Bezüge zwischen diesen Fächern systematisch stärken und Freiräume für fächerübergreifendes Arbeiten schaffen. 

4. Wären die Lehrkräfte dafür ausreichend ausgebildet? 

Wenn sie die richtigen Fortbildungen genossen haben. Wir wissen aus unseren Forschungen, dass Lehrkräfte, die sich in Fortbildungen intensiv mit BNK beschäftigen, neue Bezüge zum Thema Konsum herstellen. Sie begreifen BNK als Chance, viele zuvor lose verteilte Inhalte unter einem gemeinsamen Dach zu denken und zu behandeln – und nicht als zusätzliche Last, die ihnen die Bildungspolitik aufdrückt. 

5. Was braucht es, damit solche Angebote für Lehrkräfte entstehen? 

Das Zauberwort heißt Professionalisierung. BNK muss als Ganzes gedacht und gelehrt werden, im Studium, im Referendariat, in Fortbildungen. Wir müssen die bisherige Zerstückelung konsumrelevanter Inhalte überwinden. Genauso wichtig ist es, dass möglichst viele Menschen BNK einfordern – und sich dafür stark machen, dass die damit einhergehenden Schlüsselfragen breit diskutiert werden, auch in der Schule.  

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