Datum: 02.08.2022

Datenschutz: Interesse wecken und sensibilisieren

Datenschutz ist bei Schüler:innen kein sonderlich beliebtes Thema, zu abstrakt, zu trocken seien die Inhalte – das ist zumindest Stefanie Racks Erfahrung, pädagogische Referentin der EU-Initiative klicksafe bei der Medienanstalt Rheinland-Pfalz. Doch auch Kinder und Jugendliche treffen im Alltag immer wieder datenschutzrelevante Entscheidungen und sollten daher entsprechend informiert sein. Eine Möglichkeit, Aspekte aus diesem Bereich anschaulich aufzubereiten, bieten etwa die Gewinnerprojekte des Datenschutz Medienpreises.

© Julia M Cameron - pexels - CC0 Public Domain

Mit dem Ziel, das öffentliche Interesse für das Thema Datenschutz zu fördern, initiierte der Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) 2017 den Datenschutz Medienpreis (DAME). Die Auszeichnung soll auf Medienproduktionen aufmerksam machen, die Inhalte aus dem Themenfeld anschaulich und verständlich vermitteln sowie für einen sicheren Umgang mit persönlichen Daten sensibilisieren. Im 5. Wettbewerbsjahr überzeugte die DAME-Jury besonders das crossmediale Datenexperiment „Made to Measure – Eine digitale Spurensuche“ der Künstlergruppe Laokoon. Es handelt sich um eine Dokumentation, in der die Künstlergruppe den Doppelgänger einer Person erschafft – allein anhand derer persönlicher Online-Daten. 

„Der Film ist absolut für den Unterricht geeignet“, sagt klicksafe-Referentin Stefanie Rack, die auch Mitglied der DAME-Jury ist. „Er zeigt anschaulich, wie viele Informationen wir über uns im Internet hinterlassen – nur durch Suchanfragen.“ Zur Einführung in eine entsprechende Unterrichtseinheit empfiehlt sie, einen persönlichen Bezug zum Thema herzustellen, etwa indem die Schüler:innen erzählen sollen, welche Daten sie selbst im Internet preisgeben. Anschließend lasse sich der Film im Klassenverband anschauen und auswerten. Die Dokumentation unterstützt die inhaltliche Auseinandersetzung; im Laufe der Erzählung richtet sie immer wieder Fragen an die Zuschauer:innen, wie: 

  • „Ist es möglich, allein anhand persönlicher Online-Daten das Leben eines Menschen zu rekonstruieren?“
  • „Wer verbirgt sich hinter den Daten? Was denkst Du?“

Neben der Sensibilisierung für die Risiken des Datenmissbrauchs sollte eine solche Unterrichtseinheit auch die Handlungskompetenz der Schüler:innen fördern, rät Stefanie Rack. Sie könnten lernen, sich datensparsam im Internet zu bewegen. „Wichtig dabei ist, darauf zu achten, nicht alle Daten einem Anbieter zu geben.“ Das heißt zum Beispiel: verschiedene Suchmaschinen nutzen und bei Apps prüfen, zu welchem Unternehmen sie gehören. Facebook, Instagram und WhatsApp gehören etwa alle zum US-amerikanischen Unternehmen Meta, ehemals Facebook. 

Von Jugendlichen für Jugendliche

Der Datenschutz Medienpreis (DAME) geht in die 6. Runde – und an der Ausschreibung zum Sonderpreis „Bester Beitrag Jugend“ können auch Schulklassen oder Schülergruppen teilnehmen. Getreu dem Motto „Von Jugendlichen für Jugendliche“ gilt es, Aspekte des Themas Datenschutz für die junge Zielgruppe anschaulich und verständlich darzustellen. Dabei sind Print-, Hörfunk- oder Filmbeiträge ebenso willkommen wie Songs, Fotoprojekte oder Medienplattformen. Der Sonderpreis ist mit 1.500 Euro dotiert. 

Der DAME ist ein Projekt von „privacy4people“, der gemeinnützigen GmbH des BvD. Er wird seit November 2018 von der DATEV-Stiftung Zukunft gefördert, Kooperationspartner ist die EU-Initiative klicksafe. 

Während sich die Dokumentation „Made to Measure“ eher für die Sekundarstufe II eignet, lässt sich der Kurzfilm „schreibt…“, der den DAME-Sonderpreis „Bester Beitrag Jugend“ gewonnen hat, bereits ab der Klasse 5 einsetzen, so Rack. Im Mittelpunkt des Films vom Kinder- und Jugendpfarramt der Evangelischen Landeskirche Anhalts steht nämlich der digitale Klassenchat, der „meist schon in der 5. Klasse entsteht – oftmals wild“. In diesen Fällen schließen sich die Schüler:innen selbstständig digital zusammen, ohne die Lehrkraft einzubeziehen. Doch: „Ein Klassenchat braucht Regeln – von Anfang an.“ Warum? Das zeigt beispielhaft der DAME-Gewinnerfilm: Darin entwickelt sich innerhalb von 15 Minuten die harmlose Suche nach einem Abschiedsgeschenk für den Klassenlehrer zu einem Streit, der im digitalen Raum rasant sehr persönliche Grenzen überschreitet.

Die im Film porträtierten Probleme lassen sich laut Rack mit den Schüler:innen herausarbeiten, bevor sie weitere mögliche Gefahren im Klasseverband sammeln. Mit dem Ziel, die besprochenen Probleme im eigenen Klassenchat zu vermeiden, gelte es dann, gemeinsam Regeln aufzustellen. Zur Unterstützung dieses Prozesses bietet die EU-Initiative klicksafe eine passende Unterrichtseinheit, die Lehrkräfte kostenfrei nutzen können. Eine Unterschrift von allen Schüler:innen unter das finale Regelwerk sorge für die notwendige Verbindlichkeit. 

„Datenschutz ist sicherlich kein einfaches Thema, aber es gehört zur Medienkompetenz auf jeden Fall dazu“, sagt Stefanie Rack. „Junge Menschen müssen über die Bedeutung ihrer persönlichen Daten und die Risiken des Datenmissbrauchs aufgeklärt werden, damit sie sie selbst schützen können.“ Auf Firmen sollten sie sich dabei jedenfalls nicht verlassen.