Schülerwarentests bieten Jugendlichen im Unterricht die Möglichkeit, Alltagsprodukte selbst zu untersuchen und eigene Kriterien für Qualität zu entwickeln. Eine Idee zum Nachmachen.
Geschmack, Verpackung, Design, Inhaltsstoffe, Name und Handhabung. Dies sind die Kriterien, die die Schülerinnen und Schüler der Schillerschule in Ingersheim herausgearbeitet haben. Ihr Testprodukt sind Weingummis und Kaubonbons, die vermutlich jedes Kind schon einmal gegessen hat. Ihr Vorbild ist die Stiftung Warentest. „Gemeinsam sitzen wir am Tisch und betrachten zuerst einmal die Süßigkeit. Wie lang dauert es, bis ich an das Essbare komme? Wie viel Müll entsteht? Und was ist eigentlich enthalten? Wie viel Zucker und Fett?“, so beschreibt die Reporter-AG das gemeinsame Vorgehen.
Auch andere Schulen berichten auf ihren Webseiten vom sogenannten Schülerwarentest. In der Regel geht es um Produkte, die sich die Kinder und Jugendlichen von ihrem Taschengeld kaufen können: Schokolade, Kaugummi, Gummibärchen oder Fruchtsäfte. „Der Alltag kommt in seiner ganzen Komplexität und mit seinen Widersprüchen in die Klassenzimmer“, beschreibt Silke Bartsch, Professorin für Fachdidaktik Arbeitslehre an der TU Berlin, die Idee dieser Methode in einem Gespräch mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE).
Praktisches Lernen steht im Mittelpunkt
„Jeder Test ist anders; die Lernwege sind so unterschiedlich wie die Lernenden selbst“, so die Expertin für Ernährung und Verbraucherbildung weiter. Die Motivation sei zudem besonders hoch, weil die Jugendlichen selbst etwas herausfinden müssen und dabei ganz praktisch lernen würden, die Qualität von Waren einzuschätzen. Als Beispiel nennt Silke Bartsch das „handwerklich gebackene Bio-Brot“: „Viele Schülerinnen und Schüler denken bei Lebensmitteln zunächst nur an den Geschmack und den Preis als Kaufkriterien. Doch das Beispiel zeigt, dass es hier noch eine Menge mehr zu erkunden und zu erarbeiten gibt. Welche Eigenschaften hat das so beworbene Brot tatsächlich? Entspricht das meinen Erwartungen? Welcher Rechtsanspruch leitet sich daraus ab?“
Der Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften und Didaktik der Wirtschaftslehre an der Universität Essen hat sogar eine App entwickelt, den „Schülerwarentest digital“. „Für die erstmalige Erschließung der interaktiven Möglichkeiten digitaler Unterrichtsmedien für den warenkundlichen Unterricht ist der vergleichende Warentest prädestiniert“, schreiben die Forscher in einer Erklärung. Dadurch würden zugleich die Interaktivität und die Kooperation der Lernenden unterstützt.
Warentest von Schülern für Schüler
Die Schülerinnen und Schüler der Förderschule Dahlener Straße in Mönchengladbach haben ihren Warentest noch analog durchgeführt, teilen ihre Ergebnisse aber digital auf der Homepage unter dem Stichwort „Warentest von Schülern für Schüler“ mit ihren Mitschülern – für die Produkte Vollmilch-Schokolade, Müsliriegel, Stapel-Chips und Schokoküsse. Ihr augenzwinkerndes Fazit am Ende: „Die inneren Werte zählen!“