Datum: 06.09.2022

Medienwissen – von Jugendlichen für Jugendliche

Zwölf- bis 19-Jährige begegnen regelmäßig Fake News und Hatespeech im Internet. Darauf weisen die Ergebnisse der Sonderbefragung zur Studienreihe Jugend, Information, Medien (JIM) des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs) mit dem Titel „JIMplus“ hin. Der Kontakt mit diesen Phänomenen steigt demnach mit zunehmendem Alter, Ignorieren bleibt allerdings durch die verschiedenen Altersgruppen hinweg die meistgenutzte Handlungsstrategie. In der Ergebnisdarstellung heißt es daher, die vertiefende Untersuchung zeige, wie wichtig es ist, dass junge Menschen lernen, kompetent mit problematischen Inhalten im Netz umzugehen. Lehrer:innen können Kinder und Jugendliche dabei unterstützen. Neben der Möglichkeit, die Medienkompetenz der Lernenden durch entsprechende Unterrichtseinheiten zu stärken, können sie entsprechende Peerprojekte fördern. In diesen übernehmen Schüler:innen die Aufgabe der Wissens- und Kompetenzvermittlung, zum Beispiel als Medienscouts.  

volurol, Adobe Stock

Medienscouts – das sind in der Regel Schüler:innen, die gelernt haben, selbstbestimmt, kritisch, aber auch kreativ mit digitalen Medien umzugehen, um dieses Wissen an ihre Mitschüler:innen weitergeben zu können. Der Begriff ist nicht rechtlich geschützt und so existieren in mehreren Bundesländern unabhängig voneinander ähnliche medienpädagogische Projekte, im Zuge derer sich Jugendliche zu Medienscouts ausbilden lassen können, etwa in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen sowie Nordrhein-Westfalen. Im Mittelpunkt steht jeweils der Peer-to-Peer-Ansatz mit seinen spezifischen Vorteilen: „Medienscouts bieten eine jugendaffine Beratung: Sie kommen aus der Zielgruppe, kennen die Bedarfe und Probleme und können Inhalte jugendgerecht auf Augenhöhe vermitteln“, erklärt Nadine Eikenbusch, Projektleiterin Medienscouts NRW bei der Landesanstalt für Medien NRW. 

Das notwendige Wissen erwerben die angehenden Medienscouts in NRW im Zuge einer fünftägigen Qualifizierung. Pro Schule werden in der Regel vier Schüler:innen der Sekundarstufe I und zwei Lehrkräfte zu Medienscouts und Beratungslehrkräften ausgebildet. An die Beratungslehrkräfte können sich die Medienscouts wenden, wenn sie selbst nicht weiter wissen. Die Projektkoordination und Ausbildung übernimmt die Landesanstalt für Medien NRW. Das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen ist Förderer und Kooperationspartner des Angebots Medienscouts NRW. 

Kostenfreie Online-Beratungsplattform

Wissen Medienscouts und Lehrkräfte mal nicht weiter, bietet die Online-Plattform ZEBRA kostenfreie Unterstützung. Über den Chat, das Fragenformular oder WhatsApp können sich alle Nutzer:innen mit ihren Fragen rund um Medien und den digitalen Alltag direkt an ein Team der Landesanstalt für Medien NRW wenden und erhalten individuelle Antworten inklusive konkreter Hilfestellung sowie Hinweisen auf spezialisierte Angebote. 

Wie Medienscouts die Medienkompetenz an ihrer Schule fördern wollen, entscheiden sie individuell in Absprache mit ihren Beratungslehrkräften. Üblich seien Angebote an Projekttagen, ebenso wie AGs, regelmäßige Sprechstundentermine oder Elternabende, so die Erfahrung von Nadine Eikenbusch. „Einige werden aber auch total kreativ, drehen Erklärvideos, produzieren einen eigenen Podcast oder verantworten einen Social-Media-Account, über den sie ihr Wissen weitergeben.“ Dabei sei immer das Ziel, dass „Jugendliche lernen, die Medien selbstbestimmt und fair zu nutzen“. Deshalb konzentrierten sich Medienscouts sowohl darauf, für die Risiken des Internets wie Cybermobbing, Datenmissbrauch und Fake-News zu sensibilisieren als auch auf die Chancen aufmerksam zu machen. „Digitale Medien ermöglichen uns viel, etwa mit Menschen in Kontakt zu bleiben, uns zu informieren, unterhaltsam Neues zu lernen oder kreative Ideen umzusetzen.“ Darüber hinaus unterstützen Medienscouts ihre Mitschüler:innen bei konkreten Problemen mit Medienbezug. „Die Hemmschwelle, sich an sie zu wenden, ist niedriger. Die Jugendlichen müssen sich keine Sorgen um Konsequenzen machen und können sich sicher sein, dass die Medienscouts wissen, wovon sie sprechen.“  

In Nordrhein-Westfalen zielt das Peerprojekt auf eine nachhaltige Umsetzung. Medienscouts und Beratungslehrkräfte können daher nach der Qualifizierung durch die Landesanstalt für Medien NRW jeweils schulintern für Nachwuchs sorgen, indem sie selbstständig Medienscouts ausbilden, die die Medienkompetenzförderung auf Augenhöhe von Schuljahr zu Schuljahr weiterführen. 

Mit Jugendlichen Verbraucherschutz kreativ gestalten

Wir alle sind jeden Tag Verbraucher:innen. Das Peer-to-Peer Projekt Verbraucherchecker des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) möchte jungen Menschen in Form einer Peer-Scout-Ausbildung die Möglichkeit bieten, sich unabhängig und auf Augenhöhe mit ihrer Rolle als Verbraucher:in auseinanderzusetzen. Die Jugendlichen bekommen in sechs 90-minütigen interaktiven Workshop-Einheiten – online oder in Präsenz – von ausgebildeten Trainer:innen Wissen und Methoden an die Hand, um eigene Aktionen zum Verbraucherschutz umzusetzen. „Im Fokus stehen für uns junge Menschen zwischen 15 und 20 Jahren, die als Peer-Scouts aktiv werden. Das Projekt Verbraucherchecker bietet aber auch Lehrkräften und pädagogischem Personal sowie allen interessierten Bürger:innen Möglichkeiten, Verbraucherschutz mitzugestalten. Das macht das Projekt so besonders“, erklärt Florence Ziesemer, Koordinatorin des Projekts. Die Anmeldung zum Projekt ist kostenfrei und ganzjährig möglich. 

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